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Ochsenknecht

© Constantin

Filmkritik: Das Tier in mir

Leander Haußmann goes Klamauk: "Warum Männer nicht zuhören und Frauen schlecht einparken" sucht den Lachreflex auf dem kleinsten gemeinsamen Nenner.

Wie schreibt man einen Bestseller? Man schreibt über etwas, das alle gemeinsam haben: Beziehungsprobleme und die Abstammung vom Affen. Erstere erklärt man aus zweiterer, bedient sich populärer Theorien aus der Hirnforschung und verspricht dem Leser ein besseres Leben, sofern er das Tier in sich akzeptiert.

Wie landet man einen Film-Hit? Ganz einfach: Man nehme jenen Bestseller und suche sich einen großen Geldgeber. Leander Haußmann, der Deutschland im Kino mit „Sonnenallee“, „Herr Lehmann“ und „NVA“ im Lachen über die Vergangenheit noch mal vereinigte, betreibt mit „Wenn Männer nicht zuhören...“ nun die fröhliche Wiederbelebung von Geschlechterklischees im Wege einer klassischen Komödienkonstellation. Aufreißer Jan und Traumfrau Katrin finden sich nach kurzem Liebesglück im Beziehungskampf wieder: Jan verfällt den Reizen seiner Sekretärin Angie Lutschmund, während Katrin dem Abenteurer Jonathan Armbruster in den Urwald folgen will. Ihre weniger leidenschaftlichen Freunde Rüdiger und Melanie schweben dagegen offenbar im perfekten Liebesglück, schon kündigt sich das erste Kind an.

„Wer leichte Unterhaltung erwartet, dem sei gesagt: Dies ist ein Lehrfilm“, heißt es gleich ironisch. Wie unlängst schon in Marc Rothemunds „Pornorama“ wird der Aufklärungsfilm der Sechziger Jahre parodiert, mit aufgelegten Folien und einem drolligen Erklärer aus dem Off. „Das ist Jan“, sagt der zum Beispiel, „Jan sucht ein Weibchen. Das ist Katrin. Katrin sucht einen Parkplatz.“ Rückblenden in die Steinzeit zeigen die Protagonisten in Fellkostümen. „Damals war die Welt noch in Ordnung.“ Nein, Haußmann ist kein Witz zu blöd. Die Figuren – Benno Fürmann und Jessica Schwarz als Katastrophenpaar sprühen vor Energie, und Uwe Ochsenknecht als Urwaldbezwinger mit Schweizer Akzent nötigt einiges Grinsen ab – sind extrem karikiert. Auch die Erzählung folgt dem Prinzip der Eskalation, etwa als Jan nackt vor einer Motorradgang über den Ku’damm flieht.

Der Lachreflex wird auf dem kleinsten gemeinsamen Nenner gesucht. Ganz schön billig. Andererseits: So kurzweilig hat Leander Haußmann noch nie erzählt. Zudem findet er die richtige Antwort auf die Buchvorlage: Während Allan und Barbara Pease ihre waghalsigen Thesen als wissenschaftliche Tatsachen präsentieren, nimmt Haußmann sie gar nicht erst ernst. Klischees sind Material für Komödien, nicht mehr.

In 16 Berliner Kinos

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