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© Sony

Filmkritik: Ein bisschen Peter Sellers und alte Stereotypen: Der Rosarote Panther 2

Schöne Bilder, aufwändige Produktion in Paris und Rom, Blödelbarde Steve Martin in französischer Polizeiuniform und eine Bollywood-Schönheit sind die Höhepunkte in einem sonst faden Film. Steve Martin bleibt die Hommage an Peter Sellers auch im zweiten Teil von "Der Rosarote Panther“ schuldig.

Na gut, es ist wirklich schwierig den legendären Peter Sellers als Inspektor Clouseau zu kopieren. Und meist ist es zum Scheitern verurteilt, so, wie beim zweiten Teil vom Rosaroten Panther mit Steve Martin in der Hauptrolle. Oder war es vielleicht nicht anders zu erwarten? Ein niederländischer Regisseur versucht, eine Komödie neu zu verfilmen, die sich um einen französischen Charakter dreht und mit einem Amerikaner besetzt ist?

Also versuchte Martin zusammen mit Regisseur Harald Zwart (bekannt als Macher von "Eine Nacht bei McCools“) Inspektor Clouseau neu zu erfinden, sich aber trotzdem am Original zu orientieren. Nach dem ersten Teil klingelten bereits die Kassen. Womöglich dachte sich Martin: Warum sollten sie beim zweiten Teil nicht auch klingeln? Eine neue Geschichte war schnell gefunden. Für jeden Sellers-Fan stellt sich aber während des Films die Frage: Was wurde eigentlich im Vergleich zum Original-Clouseau verändert?

Der lauernde Meuchelmörder

Bereits im ersten Teil vom Rosaroten Panther gab es keinen Adjutanten Cato mehr, der bei Clouseau zu Hause wartet und versucht, ihn so hinterrücks wie nur möglich zu meucheln. Der Inspektor persönlich wies Cato stets an, zu lauern, wenn er nach Hause kommt, damit Clouseau seine Sinne trainieren kann und nicht einrostet. Meist waren es mehrere Szenen, in denen Cato auf Clouseau losgeht und natürlich der Inspektor Oberhand behält. Im aktuellen Clouseau gibt es Cato-Ersatz: Diesmal übernehmen die Kinder von Adjutant Ponton (gespielt von Jean Reno) Catos Rolle. Nachdem Ponton nach einem Streit mit seiner Frau von zu Hause rausfliegt, zieht er spontan bei Clouseau ein – samt seiner zwei Söhne. Pädagogisch bedenklich: Nach einem Kampfgeschrei-Inferno greift Martin die beiden Kinder an den Beinen und hält sie kopfüber vom Balkon. Eine Hommage an Michael Jackson?

Die Geschichte dreht sich auch im zweiten Teil wieder um den sagenhaften Diamanten, um Pink Panther eben. Johnny Haliday spielt den Schurken Miliken, dem Inspektor Clouseau mit seinem Team nachjagt. Miliken soll dutzende, weltweit einzigartige Kunstwerke in kürzester Zeit gestohlen haben. Das Turiner Grabtuch Jesu ist genauso verschollen wie der Ring des Papstes, den ihm der Dieb im Schlaf entwendete. Clouseau wird zum Chefermittler eines internationalen "Dreamteams“ berufen, obwohl Chef-Inspektor Dreyfus Inspektor Clouseau am Ende des ersten Remake-Teils zum Strafzettel-Schreiben abgeordert hatte.

Verpasste Ironie

Nicht nur die Interpretation von Clouseau ist in "Der Rosarote Panther 2“ ganz anders, leider viel oberflächlicher und märchenhafter, als die von Peter Sellers, der nie über die Pariser Seine flog, um dann unverletzt weiterzumachen. Sicherlich ist auch der Sellers-Clouseau tollpatschig. Aber bei ihm lebt der Slapstick davon, dass er sich ernsthaft verletzen hätte können und ihm das auch bewusst ist.

Einige Charaktere wurden umbesetzt. Der englische Satire-Veteran John Cleese (bekannt aus "Ein Fisch Namens Wanda“ und der Monty-Python-Truppe) bereichert den zweiten Teil von "Pink Panther“ nun als Clouseaus Chef. Das zeigt aber auch, wie beliebig und schnell die Pink-Panther-Macher Schauspieler austauschen.

In den Original-Verfilmungen der 70er Jahre hätte Dreyfus Clouseau am liebsten persönlich beseitigt. Er stellte ihm ständig Fallen und scheiterte kläglich an der Tollpatschigkeit Clouseaus, die nicht nur für den Chef-Inspektor, sondern auch für Clouseau selbst unberechenbar war. Diese Facette fehlt im zweiten Teil vom Panther-Remake. Welch großartiger Slapstick hätte es werden können, wenn Meisterkomiker Cleese dem Inspektor den ganzen Film über nachgestellt hätte, um ihn hinterrücks zu morden und ständig zu scheitern. Herrliche Vorstellung. Schade.

Nun könnte man vom "Rosaroten Panther 2“ behaupten, dass er ein Familienfilm ist, aber dafür sind ein paar erziehungstechnisch bedenkliche Szenen. Clouseau muss sich nämlich permanent gegenüber einer Anstandsdame rechtfertigen, die ihm verbietet, Frauen als Objekt zu betrachten und ihnen nachzugaffen. An sich eine hehre Absicht, wäre nicht Clouseau unverbesserlich. Er gafft nicht nur hübschen Blondinen in den Ausschnitt, die sich nach heruntergefallenen Akten bücken. Er nennt auch den japanischen Technik-Experten aus dem "Dreamteam“ "mein gelber Freund“ und frägt ihn, ob er denn Hunger habe und Sushi essen möchte. Nun versucht die Anstandsdame Clouseau maßzuregeln, da er durchaus sexistische und rassistische Anwandlungen hat, aber es wird ihm verziehen, nach dem Motto: "So ist er nun mal“.

Außerdem nervt der französische Akzent von Martin. Er habe extra Sprachunterricht in Englisch mit französischem Akzent genommen. Aber von Anfang an ist kein bisschen Ironie in Martins französisch-englischer Sprachmelodie.

Möchtegern-Sellers

Es bedarf gewiss besonderen Mutes, Filme mit Peter Sellers neu aufzulegen. Man stelle sich vor, jemand versucht ein Remake von "Dr. Seltsam“. Es müsste nicht nur eine Sellers-Rolle gespielt werden, sondern drei, eine seiner Meisterleistungen. Außerdem fände sich wohl kein Regisseur, der sich an dieses herausragende Stanley Kubrick-Satire-Werk heranwagt. Es ist ein unikates Kunstprodukt aus Zeiten des Kalten Krieges. Auch den "Partyschreck“, könnte man schwerlich neu aufleben lassen. Der Film entstand größtenteils mit improvisierten Slapstick-Szenen. Spontaneität ist nicht kopierbar. Und Peter Sellers improvisierte in seinen Filmen viel, oft ohne es mit dem Regisseur abgesprochen zu haben.

"Der Rosarote Panther 2“ bietet höchstens namentlich eine gute Besetzung an Schauspielern, ist aber kein wertvoller Film. Neben Andy Garcia spielt auch der bereits genannte Jean Reno, der überraschend lustig wirkt, weil er nicht lustig sein kann. Er ist der eigentliche Höhepunkt. Emily Mortimer spielt wie im ersten Teil die hübsche Clouseau-Sekretärin, Alfred Molina aus dem "Da Vinchi-Code“ mimt den Strategie-Experten, Yuki Matsuzaki, aus "Letters from Iwo Jima“ ist der Technikexperte und die Bollywood-Schönheit Aishwarya Rai Bachchan die geheimnisvolle Clouseau-Verehrerin. Und wer bis zum Schluss durchhält, wird mit einer interessanten Auflösung des Kriminalfalles überrascht.

Hüseyin Ince

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