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Nico Hofmann

© ddp

Filmproduktion: Ufa produziert wieder Kinofilme

Im kommenden Jahr wird die traditionsreiche Filmgesellschaft Ufa in Berlin mit neuer Geschäftsleitung wieder ins Kinogeschäft einsteigen. Zu den einstigen Ufa-Klassikern gehören Filme wie "Metropolis" von Fritz Lang oder "Der blaue Engel".

Zu ihrem 90. Geburtstag an diesem Dienstag hat sich die Ufa selbst beschenkt - mit ihrem Schritt auf die große Leinwand kehrt die traditionsreiche Filmgesellschaft zu ihren Wurzeln zurück. Am Wochenende verkündete die zuletzt vor allem im Fernsehgeschäft erfolgreiche Ufa ("Der Tunnel", "Stauffenberg"), dass sie vom 1. Januar 2008 an mit der Ufa Cinema GmbH wieder groß in die Kinofilmproduktion einsteigen will. Jährlich sind bis zu acht Filme geplant mit Budgets zwischen vier und 15 Millionen Euro.

"Damit wird Ufa Cinema ein neuer großer Player in der deutschen Kinolandschaft, die Vision ist ein europäisches Major Studio", heißt es. Geschäftsführer des neuen Unternehmens unter dem Dach der Ufa Holding sind Wolf Bauer, Nico Hofmann, Jürgen Schuster und Thomas Peter Friedl, der nach 18-jähriger Tätigkeit bei der Constantin am 1. April 2008 zur Ufa Cinema stößt. Die Ufa war bis zu ihrer Übernahme durch die Bertelsmann AG 1964 ausschließlich Produzent von Kinofilmen, danach konzentrierte sie sich auf die Produktion von großen Fernsehformaten und wurde die größte deutsche Film- und TV- Produktionsgesellschaft.

Kinounterhaltung seit 1917

Am 18. Dezember 1917 wurde eine Firma in das Handelsregister eingetragen, deren Firmenlogo zum Synonym für Leinwandträume werden sollte: Die Ufa (Universum-Film-Aktiengesellschaft). Ein Ufa-Film oder ein Ufa-Star wurden Gütekennzeichen für perfekte Kino- Unterhaltung, standen aber in der Nazizeit auch für Massenkunst und Massenverführung.

Der Konzern mit dem Ufa-Rhombus als Markenzeichen, der über viele, zum Teil sehr große Ateliergelände in und um Berlin sowie zahlreiche Kinos in der Hauptstadt und im ganz Deutschland verfügte, blühte nach dem Kriegsende 1918 erst richtig auf. Die ersten Filmstudios befanden sich meist in nur etwas vergrößerten Fotoateliers in der Berliner Innenstadt - der erste "Titanic"-Stummfilm wurde zum Beispiel in einem Hinterhof in der Chausseestraße gedreht. Als die Ufa das Licht der Welt erblickte, wurden die Filme bereits auf den immer größer werdenden Atelierkomplexen von Tempelhof, Johannisthal, Weißensee, Staaken und Babelsberg bei Potsdam gedreht. Die "Ufa-Stadt Babelsberg" wurde schnell zum größten Ateliergelände des Kontinents, zum "europäischen Hollywood", die Ufa zur bedeutendsten Filmgesellschaft in Europa.

Für einige Jahre standen die Buchstaben Ufa für beachtliche Filme, die heute zu den Klassikern zählen und sogar für avantgardistische Filmkunst, die weltweites Aufsehen erregte - bis der Konzern im Nationalsozialismus in der Propagandamaschinerie landete. Als Quittung dafür zerschlugen die alliierten Sieger 1945 den Ufa- Konzern.

Ufa-Klassiker mit Weltruhm

Zu den Ufa-Klassikern gehören Filme wie "Metropolis" von Fritz Lang, "Der blaue Engel" mit Marlene Dietrich und Emil Jannings, "FP 1 antwortet nicht" mit Hans Albers, "Fridericus Rex" mit Otto Gebühr, "Heimat" mit Zarah Leander und "Der Kongress tanzt" mit Lilian Harvey und Willy Fritsch. Aber auch Filme wie "Stukas", "U-Boote westwärts", "Jud Süß" und der in den letzten Kriegstagen gedrehte Durchhaltefilm "Kolberg" mit Heinrich George verzeichnen die Annalen der Ufa. Der in den letzten Kriegstagen 1945 gedrehte Film "Unter den Brücken" von Helmut Käutner mit der jungen Hildegard Knef erlebte erst nach dem Krieg seine Premiere.

Am 17. Mai 1946 gründeten die sowjetischen Besatzungsbehörden die Deutsche Filmaktiengesellschaft, kurz Defa, und stellten ihr die alten Ufa-Studios in Potsdam-Babelsberg zur Verfügung, wo als erster Spielfilm Wolfgang Staudtes "Die Mörder sind unter uns" mit Knef gedreht wurde. Die Defa beherbergte bis zur Wiedervereinigung in ihren Archivbunkern am Rande von Berlin auch die alten Ufa-Schätze mit über 1000 Stumm- und Tonfilmen, von denen sie im DDR-Fernsehen jeden Montagabend einen Klassiker zeigte. Das restliche Reichsvermögen blieb in den westlichen Besatzungszonen unter treuhänderischer Verwaltung, bis es 1956 zur Privatisierung von Bavaria und Ufa kommt. 1964 erwarb Bertelsmann die Universum-Film AG.

Auf Betreiben der Bundesregierung und der Filmwirtschaft wird gleichzeitig die in Wiesbaden ansässige Friedrich-Wilhelm-Murnau- Stiftung errichtet, die die rechte an den Ufa- und Bavaria-Filmen erwirbt. Das Ufa-Namensrecht verbleibt bei Bertelsmann. (dm/dpa)

Wilfried Mommert

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