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Tom Cruise

© ddp

Filmvorstellung in Berlin: Cruise posiert, Redford diskutiert

Der Film "Von Löwen und Lämmern" sorgte beim Filmfest in Rom für überschaubare Begeisterung. In Berlin war das anders. Die Fans strömten zum "Kino International" um einen Blick auf Tom Cruise und Robert Redford zu erhaschen.

Tom Cruise gibt fast eine Stunde lang Autogramme und posiert mit seiner Ehefrau Katie Holmes. Robert Redford diskutiert und wettert über die Politik der Bush-Regierung. So sieht Arbeitsteilung à la Hollywood aus, zumindest am Mittwochabend in Berlin. Bei einer "Sondervorführung" stellten Redford und Cruise ihren neuen Film "Von Löwen und Lämmern" vor (Kinostart: 8. November), in dem es um den amerikanischen Kampf gegen den Terror, Medien, Politik und Krieg geht.

Beim Filmfest in Rom löste Redford mit seiner Regiearbeit trotz der Starbesetzung - auch Meryl Streep spielt mit - keine Begeisterungsstürme aus. Das Publikum im Kino International ist da freundlicher. Auffällig viele Frauen reißt es nach der Vorstellung von den Sitzen. Blondschopf und Brillenträger Redford, der mit Filmen wie "Die Unbestechlichen", "Jenseits von Afrika" und "Der Pferdeflüsterer" Kinogeschichte schrieb, hat auch mit über 70 noch Fans. Ex-Außenminister Joschka Fischer findet dessen Politdrama "sehr bewegend". Er fühlt sich an seine Zeit als Gastprofessor im amerikanischen Princeton erinnert, wo er junge Amerikaner kennenlernte, die einen Militäreinsatz hinter sich hatten. Diplomatisch muss Fischer nicht mehr sein, das genießt er sichtlich. "Amerika hat seinen Sinn für das Politische verloren und vertraut auf das Militärische", kritisiert er. Das mache die Situation so ausweglos. Eine militärische Lösung werde es weder im Irak noch in Afghanistan gebe, sagt Fischer.

Der Spiegel hatte geladen

Die illustre Männerrunde, in der neben Fischer und Redford auch der Historiker Heinrich August Winkler sowie als Moderator "Spiegel"-Auslandschef Gerhard Spörl sitzen, wirkt einig: Der Kurs von George W. Bush ist falsch, aber es gibt noch ein anderes Amerika, wie es Redford im Film zeigt. Da ist der idealistische Professor (Redford), der einen genialen Studenten der Lethargie entreißen will. Oder eine Reporterin (Streep), die kritisch fragt, wenn ein republikanischer Senator (Cruise) ihr etwas von neuen Militärstrategien erzählen will.

Zwei junge amerikanische Soldaten kämpfen derweil in Afghanistan um ihr Leben, der dritte Handlungsstrang. "Es ist ein Film über den Krieg an sich", lobt Historiker Winkler. Redford nutzt das Podium für Kritik an der amerikanischen Regierung. Im Kampf gegen den Terror habe sie die Furcht der Menschen nach den Anschlägen vom 11. September 2001 ausgenutzt, die "Angst-Karte" gespielt. "Das ist unverzeihlich", sagt Redford. Es sei fast unerträglich zu sehen, was aus den amerikanischen Werten in den vergangenen sechs Jahren geworden sei. Einen Kandidaten für die US-Wahl 2008 will er aber nicht öffentlich unterstützen. "Eine Frau als Präsident - warum nicht?" Zu männlich darf sie für Redford aber nicht agieren. Ihm gefällt ein Typ, wie ihn die Menschenrechtsaktivistin und First Lady Eleanor Roosevelt verkörperte. Ob nun die Demokraten Barack Obama oder Hillary Clinton: "Alles ist besser, als was wir jetzt haben", findet Redford.

Cruise, der Scientologe

Es ist keine der üblichen Berliner Filmpremieren mit Stars und Sternchen, es geht intellektueller zu. Geladen haben ein großer Filmverleih und das Nachrichtenmagazin "Der Spiegel". Sandra Maischberger moderiert, auch ihre TV-Kollegin Sabine Christiansen kommt. Die Glamourarbeit übernimmt Tom Cruise ("Mission: Impossible"), der seine Ehefrau (im glitzernden Kleidchen) über den roten Teppich lotst und sich geduldig Fans und Reportern widmet. Die Essenz des Films für ihn: "Wir müssen für uns selbst herausfinden, was wahr ist."

Der 45-Jährige ist in Berlin fast ein Stammgast, der Kreischfaktor hält sich in Grenzen. Kürzlich stand er für den Film "Valkyrie" als Widerstandskämpfer Stauffenberg vor der Kamera, was in Deutschland eine Debatte auslöste, weil Cruise Scientologe ist. Das scheint an diesem Abend vergessen. Lammfromm schwärmt der Hollywoodstar auf der Bühne von Deutschland, seinen Menschen und von der Hauptstadt. "Berlin ist auf eine gewisse Art eine zweite Heimat für meine Familie geworden, ich kann mich noch nicht trennen."  (mit dpa)

Caroline Bock[dpa]

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