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Die Töchter des chinesischen Gärtners

© universum

Kino: Zarte Haut

Der Film "Die Töchter des chinesischen Gärtners" zeigt Homosexualität im China der achtziger Jahre.

Hochzeit im botanischen Garten: Über dem satten Grün leuchten die Lampions und das Kleid der Braut in strahlendem Rot. Doch das Gesicht der Frischvermählten bleibt unberührt vom Farbenzauber. Traurig, fast ängstlich bewegt sich Li im Trubel ihrer Hochzeitsgesellschaft – bis ihre Schwägerin An mit ihr zu tanzen beginnt. Eng umfassen sich die Frauen. Doch nur kurz währt der innige Moment, dann schiebt sich Lis Mann ungelenk, fast brutal zwischen die beiden.

Mit dieser Szene setzt Regisseur Dai Sijie das Omen kommenden Unheils. Denn die Liebe zwischen An und Li hat keine Chance im China der achtziger Jahre, als auf Homosexualität noch die Todesstrafe steht. Die beiden verlieben sich, während Li ein Praktikum bei Ans Vater macht – der strenge Botanikprofessor führt einen wunderschönen Garten auf einer Insel. Bald blüht auch die verbotene Leidenschaft zwischen den einsamen, jungen Frauen. Und sie verfallen auf den Plan, dass Li zum Schein Ans Bruder heiraten soll.

Die überschaubare Handlung entfaltet sich in behäbigem Tempo, das dem floralen Gedeihen nachempfunden scheint. Für europäische Augen arg nah am Kitsch siedeln die erotischen Szenen zwischen An und Li. Relevanz erlangt „Die Töchter des chinesischen Gärtners“ vor allem, indem er ein Tabu beleuchtet, das in China nach wie vor gilt – und auch die Produktion des Films beeinflusste. So durfte der in Frankreich lebende Dai Sijie in China nicht drehen und musste nach Vietnam ausweichen. Vier Jahre lang sammelte Produzentin Lise Fayolle in Frankreich und Kanada Geld für den Film. Schwierig war auch die Besetzung: Sijie hätte gern mit Zhou Xu gearbeitet, die die Hauptrolle in seinem Hit „Balzac und die kleine chinesische Schneiderin“ gespielt hatte. Sie sagte ihm ab, offenbar unter Druck. Keine Angst hatte hingegen Serienstar Li Xiaoran. Sie übernahm die Rolle der An und könnte so in China zu einer Art Vorbild werden. Ein bisschen Hoffnung, immerhin.

Cinemaxx Potsdamer Platz, Filmpalast, FT Friedrichshain, International, Kulturbrauerei, Passage

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