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Liebes-Film: Wittern

Geschieden! Herrschsüchtig! Kontrollwütig! trifft warm, weiblich, kreativ. In der sanften Sommerkomödie „Kann das Liebe sein?“

Kreatives Chaos, unaufgeräumtes Leben verbindet man nicht unbedingt mit der schönen Sandrine Bonnaire. Eher Klugheit und Entschlossenheit. Und eine Verletzlichkeit, die sich hinter einem so klaren Gesicht nur umso besser und tiefer tarnt. Weshalb man ihr die temperamentvolle Keramikkünstlerin Elsa nicht unbedingt abnimmt, die mit italienischer Cousine in einer Wohn- und Arbeitsgemeinschaft lebt, aus kolorierten Tonscherben Fußbodenmuster legt, immer bereit, den ganzen Auftrag hinzuwerfen, wenn der Chef ihr dumm kommt. Zu solchen Irrationalitätsausbrüchen erscheint Bonnaire, mit Verlaub, einfach zu klug.

Aber weil es das Drehbuch-Schema so will, muss der erfolgreiche, stets unter Termindruck stehende Geschäftsmann Lucas (romantisch verknittert: Vincent Lindon) mit erkennbarer Lebens- und Liebesverkümmerung (geschieden! herrschsüchtig! kontrollwütig!), sozusagen das Eis in der Elementenlehre, auf ein entgegengesetztes Feuerelement treffen, auf ein warmes, weibliches, kreatives Prinzip. Vor lauter Misstrauen schickt er ihr den Hausdetektiv auf den Hals – nie wieder will er sich in eine Frau verlieben, von deren Leben er nichts weiß. Nicht zu vermeiden natürlich, dass er sich doch verliebt, und sie auch, und alles, weil beide Seiten missverständlich agieren, höchst kompliziert wird und am Ende gut. Gegensätze ziehen sich halt an.

Eine leichte Sommerkomödie verspricht Pierre Jolivet mit seinem Beziehungsdrama „Kann das Liebe sein?“ (der französische Titel ist da schon deutlicher: „Je crois que je l’aime“). Vielleicht ist sie zu sehr zur Komödie geworden, diese Geschichte von zweien, die der Liebe nicht mehr trauen – vor allem aber steckt in diesem Film zu viel schon oft besser Gesehenes. Bonnaire mit Liebeskummer auf der Couch des Psychiaters hat man zuletzt um einiges raffinierter in Patrice Lecontes „Confidences trop intimes“ gesehen. Doch das größte psychologische Rätsel kann auch der Arzt nicht lösen: dass sich eine Frau überhaupt in einen Mann verlieben kann, der ihr von Anfang an hinterherspioniert. Auch dafür ist Sandrine Bonnaire eigentlich zu klug.

Cinema Paris (auch OmU), Cinemaxx Potsdamer Platz, Kino in der Kulturbrauerei, Passage

Christina Tilmann

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