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Lowbudget-Film: "Cyrus": Lebenskunde

Echt wahr? Der Lowbudget-Film „Cyrus“ ist einfach nur Dilettantismus. Wer will das eigentlich sehen?

Sie gehören zur Nuscheltruppe, dem „Mumblecorps“: Die „Cyrus“-Regisseure Jay und Mark Duplass sowie eine ganze Reihe ihrer Kollegen machten in letzter Zeit durch Filme auf sich aufmerksam, die mit niedrigen Budgets, improvisierten Scripts und Laiendarstellern entstehen. Das gab es auch früher schon, und immer mal wieder wurde über die Frische und Authentizität solcher DIY-Filme (auf das Do-It-Yourself-Prinzip bezieht sich das „Mumblecorps“ explizit) gejubelt. Doch oft ist das, was als persönlicher Stil gelobt wird, einfach nur Dilettantismus. Dass dabei gern von ganz normalen Beziehungen zwischen ganz normalen Leuten erzählt wird, macht die Sache keinesfalls besser.

Denn wer will das eigentlich sehen: Spätvierziger aus der Mittelschicht, die sich auf einer Party benehmen wie Teenager? Frauen, die Rattenschwänze tragen und hilflos stottern, wenn ein Mann sie anspricht? Männer, die Songs mitgrölen und wild tanzen, wobei die Verhärtungen, die das Leben in ihre Körper eingeschrieben hat, sich aufs Unvorteilhafteste bemerkbar machen?

Marisa Tomei, krampfhaft jugendlich, und John C. Reilly, tapsig und uncharmant, spielen solche Menschen, die einander in der Mitte des Lebens begegnen und sich verlieben. Alles wäre wunderbar, wenn sie nicht einen 22-jährigen Sohn (Jonah Hill) hätte, Cyrus, der es gar nicht mag, wenn Mama die Schlafzimmertür schließt. Das ist der Grundkonflikt; mehr wird nicht erzählt.

Eine mädchenhaft kokette Mutter und ein überfütterter, diktatorischer Sohn, die in Affenliebe aneinander hängen, sind schon peinlich genug – auch wenn alle Außenstehenden in „Cyrus – Meine Freundin, ihr Sohn und ich“ beteuern, es handele sich um eine ganz normale Beziehung. Wenn aber auch noch der brummige Lover hinzukommt, beginnt man sich wirklich zu schämen: fürs uninspirierte Drehbuch, für die holprigen Dialoge, die ständig schummrigen Interieurs, die einfallslose Kameraführung, die scheußlichen Kostüme, Frisuren und Sets. Und schließlich für die Schauspieler, denen keine andere Möglichkeit bleibt, als ihren Figuren ebenfalls jegliche Attraktivität zu versagen. Daniela Sannwald

In sechs Berliner Kinos, OV: Cinestar Sony-Center, Central

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