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Prinz Luftikus. Der vom König als Kind adoptierte Dastan (Jake Gyllenhaal) jagt der verlorenen Zeit nach.

© Disney

Sand und Seide: "Prince of Persia" überholt sich selbst

Mike Newells Märchenepos "Prince of Persia": Bruckheimers Markenzeichen sind vorhanden: die regelmäßig in die Handlung geworfenen Actionsequenzen. Ein Liebespaar, das in Hassliebe verbunden ist.

Es wäre doch alles da gewesen. Ein Regisseur mit Sinn fürs Leichte sowie ein Produzent etlicher Welterfolge. Ein gegen den Strich besetzter Darsteller als Held und Draufgänger, dazu die stets verlässlichen Ben Kingsley und Alfred Molina fürs Komische und fürs Böse. Es gibt Gold und Gewänder, Säbel und Schmuck, Treue und Verrat, Prinz und Prinzessin, Dolche und Derwisch – prächtige Zutaten für ein berauschendes Märchen mit einer Prise Exotik und einer angemessenen Dosis Liebesschwulst. Ein Selbstläufer, eigentlich. Doch was bleibt im Gedächtnis, wenn „Prince of Persia“ vorbei ist? Jede Menge Lärm, üppig aufgetragener Eyeliner und eilig trabendes Großfedervieh.

Schauplatz ist Märchenpersien. König Sharaman herrscht gemeinsam mit Bruder Nizam weise über das Land. Doch bald schon ist der König tot und der Verdacht fällt auf Dastan (Jake Gyllenhaal), adoptierter Sohn und jüngster unter den drei Prinzenbrüdern. Prinzessin Tamina (Gemma Arterton), deren heilige Stadt Alamut gerade vom Heer der Brüder eingenommen wurde, verhilft Dastan, den sie als Barbar verachtet, dennoch zur Flucht – denn er hat einen Zauberdolch entwendet, den Tamina unter allen Umständen wiederhaben muss.

Während Ridley Scott eben erst „Robin Hood“ in ein grimmiges Stück Historienkino verwandelt hat, sucht Mike Newell („Vier Hochzeiten und ein Todesfall“, „Harry Potter und der Feuerkelch“) mit „Prince of Persia“ den Anschluss an die naiven Abenteuerfilme aus den Vierziger und Fünfziger Jahren. „Die Ritter der Tafelrunde“ etwa oder „Die Abenteuer des Robin Hood“ mit dem großartigen Errol Flynn. Aber kann das gut gehen – mit einem Stoff, der hervorgeht aus einem in die Jahre gekommenen Computerspiel?

Der zuständige Produzent Jerry Bruckheimer, so scheußlich die meisten seiner Film auch sind, hat schon einmal gezeigt, dass nichts unmöglich ist. Unter seiner Aufsicht machte Gore Verbinski aus einer angestaubten Disneyland-Attraktion ein herrliches Kinovergnügen: In „Fluch der Karibik“ gelang eine perfekte Mischung aus Abenteuer, Witz, Magie und Romanze. Aber da war auch ein Regisseur zur Stelle, der Bruckheimers schlichte Vorgaben zur rechten Zeit ignorierte. Und da war natürlich: Johnny Depp.

„Prince of Persia“ gibt sich alle Mühe, das Erfolgsmodell neu aufzulegen. Bruckheimers Markenzeichen sind vorhanden: die regelmäßig in die Handlung geworfenen Actionsequenzen. Der manchmal etwas eigenartige Humor. Ein Liebespaar, das in Hassliebe verbunden ist. Und nicht zu vergessen: der exzessive Gebrauch von Eyeliner. Aber „Prince of Persia“ ist lieblos zusammengesetzt und erschreckend schlampig geschrieben: Ein umständlicher Anfang, ein ödes Finale, dazwischen die ewige Aneinanderreihung kurzer Kämpfe. Nicht nur, dass dem Publikum ein Duell, eine Verfolgung, ein Hinterhalt nach dem anderen aufs Auge gedrückt wird. Der Film ist auch noch ausgesprochen einfallslos in der Ausgestaltung dieser Szenen.

Das zentrale Motiv – ein Dolch, der Zeitsprünge möglich macht – hätte so viele Möglichkeiten geboten für eine Geschichte voller Überraschungen. Mike Newell und seine Autoren aber haben keine Ideen. Das trifft auch das Personal. Nizam beispielsweise (Ben Kingsley), der Bruder des Königs: Je mehr er in den Mittelpunkt rückt, desto uninteressanter wird er, weil seine Geschichte so schlecht erfunden ist. Oder der Schluss: Als der Prinz noch einmal auf die Prinzessin trifft und ihr ein Geschenk macht, dessen Bedeutung er eigentlich gar nicht kennen kann, wenn nicht … Was für ein herrlicher Moment. Es gehört schon einiges dazu, an einer solchen Szene derart lieblos vorbeizuhuschen.

Wahrscheinlich war „Prince of Persia“ im Rohschnitt viel zu lang. Es musste gekürzt werden, und zwar mit der Machete, so lange, bis keine Szene mehr übrig war, in der nicht geritten wird oder gesäbelt. Ein Film ist aber nicht rasant, nur weil er rast. Im Gegenteil: Die 116 Minuten ziehen sich gewaltig in die Länge, bis das Hauen und Stechen endlich ein Ende findet. Gut möglich, dass eine Fortsetzung mehr macht aus den viel versprechenden Zutaten. Dieser Prinz aber ist eine herbe Enttäuschung.

In 21 Berliner Kinos, OV im Cinestar Sony-Center

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