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Stefan Arndt

© ddp

Umsatzeinbruch: Kinos laufen die Besucher weg

Die deutsche Kinobranche schwächelt: 2007 steuert sie auf ein Besucherminus von acht Prozent zu. Filmakademie-Chef Stefan Arndt ist dennoch zuversichtlich - und setzt auf den deutschen Film. Ein Interview

Parallel zu den schwachen Besucherzahlen liegt der Marktanteil des deutschen Kinofilms derzeit bei 17,5 Prozent, meldet die Branchenfachzeitschrift "Filmecho/Filmwoche". 2006 hatte er noch stolze 26 Prozent erreicht. Für Stefan Arndt, Vorstandsvorsitzender der Deutschen Filmakademie und Geschäftsführender Gesellschafter der Berliner Firma X Filme Creative Pool GmbH ("Lola rennt", "Good Bye, Lenin!"), ist der mutmaßliche Rückgang aber noch kein Grund, sich Sorgen zu machen. Im Gespräch gab Arndt auch einen Ausblick auf das Kinojahr 2008.

Ist die Blüte des deutschen Films schon wieder vorbei?

Arndt: Nein, das würde ich nicht sagen. Man muss sich vielmehr Sorgen machen über die absoluten Besucherzahlen der Kinos. Ich kann mich noch gut an Jahre erinnern, da war der deutsche Marktanteil bei elf oder zwölf Prozent. Es ist völlig normal, wenn er mal geringer ausfällt. 2007 sind eben nicht so viele große deutsche Filme gelaufen, es war eher ein Jahr des anspruchsvollen Films. Im Jahr 2006 waren ja eine Reihe von deutschen Millionenhits wie "Das Parfüm" am Start.

Hat die Filmbranche auf die falschen Pferde gesetzt oder gibt es ein strukturelles Problem?

Wir haben ein Problem, das noch nicht richtig analysiert ist. Da müssen wir Filmschaffende uns dringend zusammensetzen und jedem einzelnen Kino helfen, denn die Besucherzahlen sind anscheinend spürbar zurückgegangen. Das hat sicher mit der Geiz-ist-geil-Mentalität und den persönlichen Medienbudgets zu tun, aber auch damit, dass das Kino nicht richtig geschützt ist. Die Eintrittspreise steigen kaum, dafür legt der gefühlte Preis eines Kinoabends rapide zu. Der Kinobesucher zahlt inzwischen fast mehr für das Parkhaus als für die Kinokarte.

Und was tragen die Raubkopierer bei?

Wir dürfen es nicht weiter zulassen, dass Internetanbieter damit werben, dass man per Piraterie die Filme auch sehen kann, ohne dafür zu bezahlen. Die neuesten Zahlen der Gesellschaft zur Verfolgung von Urheberrechtsverletzungen zeigen eindeutig, dass 85 Prozent des gesamten Internetverkehrs in Deutschland Inhalte sind, bei denen Urheberrechte verletzt wurden. Natürlich nicht nur Filme, aber Filme stellen nun mal die größten Datenmengen.

Wie sehen Sie die Aussichten für den deutschen Kinofilm 2008?

Im nächsten Jahr kommt wieder eine Reihe großer Produktionen, die dazu führen werden, dass wir wieder deutlich über einen Marktanteil von 20 Prozent landen werden. Unsere Branche ist noch recht klein und noch nicht kraftvoll genug. Insgesamt hat sie sich aber professionalisiert.

Was erwartet den Kinogänger 2008 an deutschen Produktionen?

Wir haben "Ferrari 49" von Michael Klier, "Der Mongole" von Sergej Bodrov über Dschingis Khans Jugend, und Constantin Film wird sicher mit ihrem RAF-Film "Der Baader Meinhof Komplex" eine Menge Besucher anlocken.

Was kann die Berlinale tun, um das Image des deutschen Films zu verbessern?

Die Berlinale hat in den vergangenen Jahren klar gezeigt, wie gut der deutsche Film ist. Der internationale Erfolg des deutschen Films in den vergangenen Jahren, der sich in allen Ländern in deutlich höheren Marktanteilen niederschlägt, ist wesentlich auf die Initiative des Berlinale-Chefs Dieter Kosslick zurückzuführen, einfach mehr deutsche Filme in größerer Bandbreite zu zeigen.

Reinhard Kleber[ddp]

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