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Sie kriegen sich. Amaia (Clara Lago) und Rafa (Dani Rovira).

© Alamode

Kinokritik: "8 Namen für die Liebe": Flamenco olé

„Sch’tis“ auf Spanisch: Die baskisch-andalusische Filmkomödie „8 Namen für die Liebe“ haben in Spanien zehn Millionen Leute gesehen.

Was ist bloß aus dem Flamenco geworden? Vielleicht hat sein Niedergang damit angefangen, dass die Andalusier nicht mehr auf jeder Dorffiesta einfach lostanzten, sondern ihn in immer aufwendigeren Kostümen und Frisuren bloß noch zelebrierten. Vom Touristenevent bis in die alternativen Tanzetagen europäischer Großstädte war es dann nicht mehr weit. In Spanien scheinen Flamencodarbietungen inzwischen nur noch zur ironisch rezipierten Folklore zu gehören, gerade gut für einen Junggesellinnenabschied.

Eine solche Geschichte lässt „8 Namen für die Liebe“von Emilio Martinez Lázaro gleich anklingen – sie erzählt sich von selbst angesichts der todtraurigen Flamencobar, in der überschminkte Frauen und Herren mit gegelten Frisuren Dramatik zu verkörpern trachten. Dort beginnt die Romanze zwischen der Baskin Amaia (Clara Lago) und dem Andalusier Rafa (Dani Rovira), die selbstredend ein wunderbares Paar wären, wenn sie einander wegen gegenseitiger regionaler Vorurteile nicht abscheulich finden müssten.

Dass die beiden irgendwann zusammenkommen, ist sonnenklar, auch wenn es im Baskenland, wohin Rafa seiner Amaia hinterhergereist ist, unausgesetzt regnet. Zuvor aber wollen – da macht auch die hispanische romantic comedy keine Ausnahme von den Genreregeln – noch reichlich künstliche Hindernisse überwunden sein. Mit von der Partie sind Amaias Vater, ein Fischer, und eine Reisebekanntschaft Rafas, eine andalusische Exilantin im Baskenland, die sich als seine Mutter ausgeben muss, andalusische Gastronomieangestellte und baskische ETA-Aktivisten.

„8 Namen für die Liebe“ soll mit mehr als zehn Millionen Zuschauern in Spanien der meistgesehene Film aller Zeiten sein. Kein Wunder: Regionale Marotten sind für Leute aus anderen Gegenden skurril, Dialekte sowieso. Da macht es nichts, dass die Darsteller chargieren, der alte Fischer einen groben Klotz gibt, die falsche Mutter eine Kleinstadt-Femme-fatale, Rafa immer bedeutungsvoll mit den Augen rollt, und seine Angebetete aufgeregt zappelt.

In der deutschen Kinofassung allerdings sprechen alle Beteiligten Deutsch. Warum hat sich der Verleih nicht mehr Mühe mit der Synchronfassung gegeben? In der thematisch und narrativ ähnlich konzipierten französischen Hitkomödie „Willkommen bei den Sch’tis“ (2008) hatte man für die Synchronisation eine Kunstsprache erfunden, die gut funktionierte, weil sie die Eigenwilligkeit des nordfranzösischen Dialektes klarmachte. „8 Namen für die Liebe“ heißt im Original „Ocho Apellidos Vascos“, acht baskische Nachnamen. Die deutsche Titelentstellung ist symptomatisch für den ganzen Film, der auf Deutsch zur reinen Klamotte wird.

In den Kinos: Cinemaxx, Filmkunst 66; Toni; OmU: Eva, Kulturbrauerei, Rollberg

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