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Arnold Schwarzenegger in "Terminator".

© Melinda Sue Gordon/2015 Paramount Pictures/dpa

Kinostart: "Terminator Genisys": Der doppelte Arnold

Alt schlägt jung: „Terminator Genisys“ huldigt den Ursprüngen der Reihe. Und Arnold Schwarzenegger beweist, dass er mit seinem einstigen Selbst locker fertig wird.

Es ist das Jahr 2029. Die Zivilisation ist zusammengebrochen. Weite Teile der Menschheit wurden in einem Atomkrieg ausgelöscht, ausgelöst von Maschinen, die sich zur künstlichen Superintelligenz Skynet zusammengeschlossen und die Macht übernommen haben. Doch ihre Herrschaft bröckelt. Eine Widerstandsarmee unter der Führung eines gewissen John Connor dringt unaufhaltsam ins Zentrum der Maschinenmacht vor. Kurz vor ihrer Niederlage gelingt Skynet jedoch noch ein womöglich rettender Coup: Es schickt einen Roboter ins Jahr 1984 zurück, der John Connors Mutter Sarah töten soll, bevor sie den späteren Widerstandsführer zur Welt bringt. Dann fällt die Skynet-Festung, und Connor schickt den Soldaten Kyle Reese hinterher, um Sarah Connor zu retten.

In seiner Eingangssequenz buchstabiert „Terminator Genisys“ die Vorgeschichte von James Camerons Regiedebüt „Terminator“ aus, das der spätere „Titanic“- und „Avatar“-Regisseur 1984 mit vergleichsweise bescheidenem Budget realisierte. Die anschließende Szene ist eine originalgetreue Kopie des „Terminator“-Anfangs: Ein nackter Arnold Schwarzenegger landet im nächtlichen L. A. und trifft auf drei junge Punks. Dann jedoch weicht das Geschehen ab: ein zweiter, bekleideter, sichtlich älterer Terminator betritt die Szene, gibt ein paar Gewehrschüsse auf sein nacktes Ebenbild ab und beginnt eine wilde Schlägerei mit ihm.

Der Terminator verkloppt sich selbst

Von Anfang an reflektiert „Terminator Genisys“ also das etwas komplizierte Verhältnis dieses nunmehr fünften Teils zur „Terminator“-Reihe. Die aufmerksame Reinszenierung von Alan Taylor signalisiert den Fans, dass sie hier richtig sind: Der Film huldigt seinen eigenen Ursprüngen mit Liebe zum Detail und Sinn für Kontinuität. Gleichzeitig jedoch wird sie gebrochen, denn „Genisys“ setzt sich gerade nicht mit seinen direkten Vorgängern auseinander, den wenig beliebten Folgen „Terminator 3“ (2003) und „Terminator Salvation“ (2009). Dass der Ur-Terminator von seinem älteren Gegenpart brachial von der Leinwand gekloppt wird, hat außerdem seine Parallele in anderen Reboots. Erfolgreiche Reihen wie „Batman“, „Spider-Man“ und „Superman“ wurden in den letzten Jahren nicht einfach fortgesetzt, sondern wieder von vorne gestartet. Und Schwarzenegger darf gleich mal beweisen, dass er mit seinem jüngeren Selbst noch jederzeit fertig werden kann.

Ganz schön knifflig: Permanent muss der Film den Spagat versuchen, die Anhänger der Reihe mit Verweisen auf die ersten beiden, von Cameron inszenierten Teile bei der Stange zu halten, während er zugleich so ziemlich alles ungeschehen macht, was in ihnen passiert. Wie sich herausstellt, findet Kyle Reese (Jai Courtney), im Jahr 1984 angekommen, eine völlig andere Situation vor als im ersten Teil: Sarah Connor (Emilia Clarke) ist keine naive Kellnerin, sie wurde von Kindesbeinen an auf den Kampf gegen Terminatoren vorbereitet. Rund zehn Jahre zuvor hatte ein Terminator sie heimgesucht und ihre Eltern getötet. Sie entkam nur knapp, weil ein weiterer Terminator (Schwarzenegger) sie beschützte. Er, der vom Alter und Erscheinungsbild her ungefähr dem Terminator des zweiten Teils entspricht, hat sie aufgezogen und trainiert. Sie nennt ihn „Paps“.

Zurück vom Gastspiel als Gouverneur: Arnold Schwarzenegger

Diese gravierenden Ereignisse haben die Zeitlinie verändert, erfährt der verdutzte Reese von Paps, dem der Film allerhand aufbürdet. Neben seiner Aufgabe, die alten Filme per Zitat aufleben zu lassen, muss er fortwährend komplexe metaphysische Sachverhalte erklären – etwa über die Spezifika von Zeitreisen oder warum das menschliche Gewebe auf seinem metallischen Skelett altert. Außerdem ist es ihm gelungen, eine eigene Zeitmaschine zu bauen, mit der Sarah und Reese ins Jahr 2017 weiterreisen, während Paps lieber den Umweg über 34 Jahre Echtzeit nimmt und sie als weißhaariger Endsechziger begrüßt.

Ein, zwei, viele Schwarzeneggers: Sein aktuellstes Erscheinungsbild entspricht seinem jetzigen Alter. „Ich bin alt, aber nicht überflüssig“, so sein Motto. Damit meldet sich der Hollywoodstar endgültig zurück von seinem Gastspiel als kalifornischer Gouverneur, wo er auf anderem Wege versucht hatte, die drohende Apokalypse abzuwenden. Wer in diesen Wochen Bilder von der Dürre in Südkalifornien sieht, muss feststellen, dass es ihm wohl nicht gelungen ist.

Die anfängliche Kampfszene stellt neben dem doppelten Arnold auch stolz die zweite Attraktion des Films zur Schau. An den aufwendig computergenerierten Spezialeffekten der fünfminütigen Sequenz hat ein Team aus Animatoren und Designern ein Jahr lang gearbeitet. Sie soll erst eine halbe Stunde, bevor der fertige Film dem Studio geliefert werden musste, fertig geworden sein. Das Ergebnis ist perfekt – aber nicht sonderlich beeindruckend.

Wie schon bei „Jurassic World“ lässt sich auch angesichts von „Terminator Genisys“ feststellen, dass sich die atemberaubende Wirkung der CGI-Effekte ein wenig erschöpft hat. Selbst verfeinert und vervollkommnet können sie heute nicht mehr überwältigen – schon gar nicht jene Blockbuster-Zielgruppe, die wie selbstverständlich damit aufwuchs, dass technisch alles möglich ist. Die Regeln der Physik außer Kraft setzen – damit lässt sich keiner mehr hinterm Ofen vorlocken. Das Genre spielt mit seinem eigenen Alterungsprozess? Auch das ist nicht neu, Science-Fiction-Dramen wie „Gravity“ haben das bereits auf virtuose Weise zum Thema gemacht.

Er kommt wieder

Weil alles, was in diesem Film geschieht – und es geschieht eine ganze Menge – jederzeit durch einen noch weiter in die Vergangenheit zurückgeschickten Terminator revidiert werden könnte, legt sich zudem eine lähmende Gleichgültigkeit auf die übermäßig verzwickte Handlung. Das im ersten „Terminator“ angelegte Zeitreiseparadox – Sarah und Reese zeugen erst jenen John Connor, der Jahrzehnte später Reese zu Sarahs Schutz in der Vergangenheit schickt – wird natürlich auch hier nicht aufgelöst, im Gegenteil. Es kommt nicht einmal zur Zeugung.

„Von Zeitreisen kriege ich Kopfweh“, bietet Reese all jenen Zuschauern einen Ausweg, die sich über alternative Zeitlinien und parallele Universen nicht das Hirn zermartern wollen. Für alle anderen sind zwei Fortsetzungen geplant, bis 2019 die „Terminator“-Rechte an James Cameron zurückfallen. Um es mit Schwarzeneggers T-800 zu sagen: „Ich komme wieder“.

Ab 9.7. in 21 Berliner Kinos. OV im Alhambra, Karli, Sony Center, IMAX und Colosseum.

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