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Kultur: Kitsch will sie nicht

Die Neuköllner Oper hat es geschafft.Verzweifelte Menschen halten "Suche Karte"-Schilder in die Höhe, um ins "Wunder von Neukölln" zu kommen, im Sommer wird das Grips-Theater zur zweiten Spielstätte, und der zweite Neuköllner Opernpreis wurde nun im Charlottenburger Schloß verliehen.

Die Neuköllner Oper hat es geschafft.Verzweifelte Menschen halten "Suche Karte"-Schilder in die Höhe, um ins "Wunder von Neukölln" zu kommen, im Sommer wird das Grips-Theater zur zweiten Spielstätte, und der zweite Neuköllner Opernpreis wurde nun im Charlottenburger Schloß verliehen.Nach dem Erfolg des Kurzopernwettbewerbs im vergangenen Jahr sollte ein abendfüllendes Werk nach Lewis Carrolls Kinderbuch "Alice im Wunderland" geschrieben werden.Jeder Teilnehmer mußte seine Version der etwa zehnminütigen Eingangsszene inklusive Ensemble und Arie einreichen.Aus 20 Kompositionen wählte die fünfköpfige Jury dann einen Preisträger, dessen Werk am 25.Februar in der Neuköllner Oper uraufgeführt wird.Um die Juryentscheidung transparent zu machen, wurden auch die Plätze zwei und drei bei der Preisverleihung vorgestellt.

Die 10 000 Mark Preisgeld kann der 34jährige Berliner Hanno Siepmann einstreichen, und damit hat die Jury offenbar gut gewählt, denn schon die vorgestellten zehn Minuten von Siepmanns Eingangsszene machen neugierig auf die Premiere des Gesamtwerks.Siepmann verbindet eine originelle Klangdramaturgie mit emotionsreichen Gesangslinien, wirklich für menschliche Stimmen geschriebener Musik.So konnte Martina Rüping als Alice das Publikum fesseln.

Diese Intensität konnten die zweit- und drittplazierten Werke von Torben Maiwald und Björn Rabenstein nicht erreichen, was wohl auch an mangelnder Erfahrung mit dem Genre Musiktheater liegt.Rabenstein arrangierte Klänge und Melodien zwischen Pärt und Sondheim zu einem charmanten Musicalverschnitt ohne Eigenschaften.Der 20jährige Maiwald hingegen orientiert sich allzu sehr an der Avantgarde von vorgestern mit den Hausgöttern Schönberg und Hindemith: Bloß keine kantable Linie, jeder emotionale Inhalt steht unter Kitschverdacht.Schnell wächst hier die Unruhe im Publikum - das will kaum jemand mehr hören.In dieser ungefilterten Reaktion durchaus wohlwollender Zuhörer liegt der größte Verdienst des Abends, denn er gibt den jungen Komponisten Gelegenheit, ihre Gedankengebäude auszuprobieren.

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