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Kultur: Klangbrocken Zur Eröffnung des

Festivals Märzmusik.

„Schlagwerke“ sind ein zentrales Thema der diesjährigen Märzmusik, doch wer Eintönigkeit befürchtet, wird gleich im Eröffnungskonzert eines Besseren belehrt. Das zweiteilige Programm geht in die Extreme: hier strenge Reduktion, dort überwältigende Opulenz. Gedämpfte Beleuchtung verwandelt den großen Saal im Haus der Berliner Festspiele in einen Meditationsraum, in dem das Ensemble Slagwerk Den Haag „Timber“ von Michael Gordon zelebriert. Der Titel weist direkt auf die Klangerzeugung hin: Riesige Holzbalken kommen zum Einsatz, eine Art überdimensionales Marimbafon, wie es in dieser viel simpleren Bauweise in den orthodoxen Kirchen Griechenlands und des Balkans verwendet wurde.

Feste Tonhöhen gibt es nicht. Aber durch obertonreiche Hell- und Dunkelschwingungen, Überlagerungen und rhythmische Phasenverschiebungen entsteht doch ein melodischer Verlauf. Die Musiker faszinieren durch die Sensibilität, mit der sie Klänge hin- und herreichen, in Abstufungen hineinhören und den Zeitverlauf organisch entwickeln. Das ist technisch brillant – und vermag doch kaum eine Stunde lang zu fesseln. Irgendwann verweigert sich das Ohr den minimalistischen Differenzierungen.

Dann: Licht an, Vorhang auf für Robyn Schulkowsky und Joey Baron! Die Star- Schlagzeugerin der Neuen Musik versprüht eine gute Laune, die ihren hochvirtuosen Auftritt als etwas ganz Einfaches suggeriert. Sie streichelt die Hi-Hats mit Fingern, Besen und Hämmern, schlägt die Große Trommel mit provozierendem Lächeln, hat ihren Spaß daran, ihrem Partner mit dem Schlägel die Klangbrocken abzujagen. Beide entfesseln Tremolo-Feuerwerke aus Holz und Metall, balgen sich am Bambus-Xylophon – wie Tischfußball sieht das aus.

Das Schlagzeug ist Klang der Großstadt, lässt Technik, Maschinen, neues Baumaterial assoziieren. Und führt weiter zu dem anderen Festival-Schwerpunkt: dem Mittelmeerraum an der Schwelle zur Moderne. Isabel Herzfeld

Märzmusik läuft noch bis 24. März

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