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Klassik: ROC spielen Kammermusik in der ganzen Stadt

Freunde der Klassik kommen in Berlin auf ihre Kosten: Zahlreiche Kammermusiker der Rundfunkorchester und -chöre bespielen die ganze Stadt.

Das hauptstädtische Klassikpublikum ist neugierig – besonders wenn es um ungewöhnliche Aufführungsstätten für Kammermusik geht. In puncto Konzertort gilt: Wer zweimal in denselben rennt, gehört schon zum Establishment. Vor allem die Rundfunkorchester und -chöre, die keine eigenen Stammhäuser haben, zeigen sich äußerst findig bei der Suche nach ausgefallenen Locations für ihre kleinformatigen Programmreihen. Das Rundfunk-Sinfonieorchester präsentiert sich in der Saison 2010/11 im Neuen Museum, im Radialsystem und der Akademie der Künste, der Rundfunkchor veranstaltet sein Kammermusikpodium in den Treptowers, der Rias-Kammerchor singt in der Mauergedenkstätte Bernauer Straße, im Kino „Capitol“, im ehemaligen Staatsratsgebäude sowie der Alten Nationalgalerie. Und das Deutsche Symphonie-Orchester hat jetzt die Liebermann- Villa am Wannsee entdeckt.

Ein wahrlich zauberhafter Ort an diesem perfekten Sommersonntag. Abendlicht über dem Wasser, duftende Blumenbeete – und im Salon des Malerfürsten musikalische hors d’ouevres, serviert von einem Spezialisten: Mit bürgerlichem Namen heißt er Andreas Schumann und führt die zweiten Geigen des DSO an, als André Frank widmet er sich in diversen Formationen der Unterhaltungsmusik. Mit angemessen sämigem Klang und trockenem Humor gibt er als fideler, fidelnder Conférencier ausschließlich Zugaben zum Besten, begleitet vom Pianisten Holger Groschopp: Brahms folgt auf Tango, Rubinsteins „Melodie in F“ und Kreislers „Liebesleid“ sind natürlich dabei, aber auch Trouvaillen wie Percy Graingers „Molly on the Shore“. Kitsch und Komik also, wobei die Grenzen des Schicklichen beim einen wie beim anderen nur gelegentlich touchiert werden.

Weitere DSO-Konzertorte der kommenden Saison werden übrigens die Villa Elisabeth an der Invalidenstraße, der Botanische Garten, das Bodemuseum, die Gemäldegalerie auf dem Kulturforum sowie der neue Lesesaal der Staatsbibliothek Unter den Linden sein. Kammermusik als Spiel ohne Grenzen.

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