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Kultur: Kleinstadt-Knilche - Comedy im Renaissance-Theater

Nicht nur beim "Abspann", ein imitierter Zusammenschnitt charakteristischer Szenen, orientiert sich Mark Britton am Film. In seiner neuen Solo-Show macht sich die Hälfte des "Nickelodeon"-Duos Licht- und Tontechnik genialisch zu Nutze: Projizierte Zwischentitel, Strobo- und Disco-Effekt, artistisch vertanzte Klangcollagen, musikalische Themen für Figuren und Situationen, darunter Höhepunkte wie die chaotisch rauf- und runtergepitchte Playbackstimme, mit der das mimische Filou seine Wahrnehmungsstörung nach dem ersten Joint demonstriert.

Nicht nur beim "Abspann", ein imitierter Zusammenschnitt charakteristischer Szenen, orientiert sich Mark Britton am Film. In seiner neuen Solo-Show macht sich die Hälfte des "Nickelodeon"-Duos Licht- und Tontechnik genialisch zu Nutze: Projizierte Zwischentitel, Strobo- und Disco-Effekt, artistisch vertanzte Klangcollagen, musikalische Themen für Figuren und Situationen, darunter Höhepunkte wie die chaotisch rauf- und runtergepitchte Playbackstimme, mit der das mimische Filou seine Wahrnehmungsstörung nach dem ersten Joint demonstriert. Die perfekte Aufbereitung veredelt Brittons enorme darstellerische Leistung in einem millimetergenau inszenierten Comedy-Theaterstück. "Apatschen à Go-Go" (bis 19.2., Di-So 20 Uhr) gibt sich privat, erzählt (auf deutsch) die Kindheit von Gary, Janice und Mark in Basingstoke, einem englischen Kaff mit identischen Reihenhäusern und identischen Vätern, begleitet die Protagonisten ins Erwachsenenalter, nach London und New York. Ebendort allerdings, in der zweiten Hälfte, verliert die Story an Spannung, gleitet ab ins tausendfach behandelte Männer-und-Frauen-passen-nicht-zusammen-Thema. Die Vorgabe war aber auch zu stark: Britton belebt die Kleinstadt-Knilche inmitten des 60er-Jahre-Aufbruchs, spielt das gesamte familiäre Personal, bis hin zum schwerhörigen Pfarrer, toppt den fast wahren Wahnwitz sogar noch mit pubertierenden Möchtegern-Hippies in den 70ern, erreicht damit ein so hohes Entertainment-Level, dass er zu allen, inklusive seiner selbst, nur noch runterwinken kann. Aber egal: Das Publikum im Renaissance-Theater hat er sowieso im Sack, weil sein geschicktes Spiel auf der Gefühlsklaviatur auch gelegentliche Rührseligkeit nicht ausschließt.

Norbert Tefelski

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