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Kultur: Kluge Heimatliebe

Auch die still Stunde muß es geben im aufgeregten Berliner Kulturbetrieb.Lissy Tempelhof, von 1963 - 96 Schauspielerin am Deutschen Theater, hat ihrem Publikum eine solche beschert.

Auch die still Stunde muß es geben im aufgeregten Berliner Kulturbetrieb.Lissy Tempelhof, von 1963 - 96 Schauspielerin am Deutschen Theater, hat ihrem Publikum eine solche beschert.Im theater im palais las sie Gedichte und Texte deutscher Dichter aus vier Jahrhunderten und offenbarte, in ihrer ganz eigenen Beziehung zu den Sprachschöpfern von Martin Luther bis Günter Grass, ein Leben, das eigene, von innen her.Bescheiden, mit freundlichem Humor, selten dramatisch gesteigert, immer nachdenklich.In ihrer Auswahl überwog das leise, inständig Mahnende.Mit der Liebe, ohne die nichts vollbracht werden kann, begann alles, und die schönen Möglichkeiten des Menschen traten hervor - auch seine Verfehlungen.Lissy Tempelhof gab sich nicht an Melancholie hin, eher an ein verständnisvolles Wissen über Geschichten und Geschichte.Der ältere, leicht besoffene Herr des Kurt Tucholsky betrieb vergnüglich Wahlerkundung, das musikalische Nashorn des Peter Hacks kündete mit sanfter Ironie von der Würde der Kunst, und Hölderlins Klage über die Deutschen, die keine Menschen sind, wurde aufgefangen durch Heines kluge Heimatliebe.Es war, nicht nur durch Brechts "optimistische Liste" von den möglichen Verzauberungen im Alltäglichen, der freundliche Hinweis auf den poetischen Reichtum, der entschlossener in Besitz genommen werden sollte. Fu

Am 28.September um 20 Uhr

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