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Kultur: "Kommando Störtebeker": Der Schatz des deutschen Kinos

Ist ein Mann ernst zu nehmen, der als Lieblingsbuch "Krieg und Friesen" von Jan Peter Tollschoi angibt und "Walt Disneys König der Möwen" seinen liebsten Film nennt? Müsse man ja nicht, meint Otto Waalkes.

Ist ein Mann ernst zu nehmen, der als Lieblingsbuch "Krieg und Friesen" von Jan Peter Tollschoi angibt und "Walt Disneys König der Möwen" seinen liebsten Film nennt? Müsse man ja nicht, meint Otto Waalkes. Hauptsache, man lacht gerne und viel über seine Witze. Dass die zumeist platter sein können als die friesische Marsch, soll dabei nicht stören.

Otto Waalkes, im Volksmund "Otto", mitunter gar auch "Otti", bringt nun erstmals seine Fernseh-Serien-"Ottifanten" in die Kinos. Unterstützt wird der Komiker der alten Schule dabei von einer anderen professionellen Witzfigur, Bastian Pastewka. Der 29-jährige "Wochenshow"-TV-Comedian spricht nach seiner Arbeit für den Animationsfilm "Stuart Little" zum zweiten Mal eine Synchronrolle.

Der Zeichentrickfilm "Kommando Störtebeker" erzählt von Paul Bommel, einem Ottifanten und Spießbürger sondergleichen, und seiner Familie. Die Story um eine 600 Jahre alte Schatzkarte, die den Bommels zufällig in die Hände fällt und den Weg zu Störtebekers verstecktem Raubgold anzeigen soll, ist der neue Streich des geschichten Vermarkters Otto Waalkes. Fünf Kinofilme hat er schon gedreht, darunter 1985 den mit über zehn Millionen Zuschauern erfolgreichsten deutschen Film aller Zeiten, "Otto - Der Film". Heute reicht es allenfalls für ausverkaufte Comedy-Shows in Sälen mittlerer Größe - und im Kino tritt er gegen neuzeitlichere Millionensammler im Stile des "Schuh des Manitu" an.

Die Zusammenarbeit zwischen Otto und Bastian Pastewka steht für ein zwei Comedy-Generationen: Der eine hat schon fast was altmeisterlich Unnahbares, der andere, studierter Soziologe und Pädagoge, wurde mit einer Fernsehshow und der Rolle als sexbesessener Moderator "Brisko Schneider" berühmt. Doch was bei Pastewka als schlichter Klamauk funktioniert, versteht der talentierte Comedian als gesellschaftsbezogene Satire. Rollen als zynischer Gameshow-Guru, Sensationsreporter oder harmloser Spießbürger Ottmar Zittlau sollen für mehr als für fade Witzchen stehen.

Anders die friesische Frohnatur: Lieblingssänger? - Tarzan. Otto veralbert alles, hat dabei aber die Güte, via Belanglosigkeit niemandem zu nahe zu treten. Über seinen ersten "Ottifanten"-Film, in dem er "Baby Bruno" spricht, sagt Otto: "Um herauszufinden, wie viel Otto in Baby Bruno steckt, musste ich die Rolle einfach selbst übernehmen. Und ich muss sagen: So ganz unähnlich sind wir uns nicht." Kleine Frage, auch an "Kommando Störtebeker" dürfte so die viel beschriebene Krise der Comedy nicht vorübergehen.

Auch Bastian Pastewka machte mit seiner eigenen Show einschlägige Erfahrungen. Als "Brisko Schneider" sollte er im Frühjahr für gute Quoten sorgen, doch die Sendung fiel durch. Otto Waalkes dagegen sieht sein Ende noch lange nicht gekommen. Witze haben eine lange Halbwertzeit, und gerade die plattesten halten ewig.

Leif Kramp

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