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Kultur: Konsequent klein - Wo die Kleinplastik zu Hause ist

Bildhauerei hat es im Galerienbetrieb in puncto Aufmerksamkeit und Kaufinteresse nicht leicht. Handelt es sich gar um Kleinplastik, ist die Gefahr, übersehen oder zu überteuertem Wohndekor degradiert zu werden, noch größer.

Bildhauerei hat es im Galerienbetrieb in puncto Aufmerksamkeit und Kaufinteresse nicht leicht. Handelt es sich gar um Kleinplastik, ist die Gefahr, übersehen oder zu überteuertem Wohndekor degradiert zu werden, noch größer. Aus diesem Grund entschloss sich Getrude Zebe, selbst Bildhauerin, vor zwanzig Jahren, eine reine Bildhauergalerie zu gründen. Rund dreißig Künstler hat sie seitdem gezeigt, zwanzig von ihnen zählen bis heute zum engeren Kreis der Galerie.

Die ersten Aussteller gehörten wie Gertrude Zebe selbst zu der 1971 gegründeten Gruppe "Plastik 71": Bucco, Joachim Dunkel, Gerson Fehrenbach, Klaus Großkopf, Volkmar Haase, Rainer Kriester, Emanuel Scharfenberg und Brigitte Stamm; außer den letzten beiden sind alle bis heute dabei. Im Laufe der Jahre kamen dann Bernd Altenstein, Gerlinde Beck, Thomas Duttenhöfer, Bernd Gerresheim, Richard Heß, Herbert Press und Karl Siegel hinzu.

Wie an den Namen zu erkennen, ist die Spannweite der bildnerischen Ausdrucksmittel groß. Sie reicht von expressiv-figurativen Plastiken über symbolhafte Arbeiten bis zu abstrakt-archaisch Ausdrucksformen und konstruktiven Werken. Stilistische Festlegungen gibt es nicht. Was zählt, ist Qualität und Offenheit für Entwicklungen sowie die konsequente Formfindung im Kleinen, die oft schwerer von der Hand geht als im Großen. Unter den Materialien dominiert die Bronze, doch es finden sich auch Werke in Beton, Eisenguss, Stahl, Terrakotta, Kalkstein oder Marmor. Präsentiert werden sowohl Unikate als auch Auflagen.

Die Galeristin und Bildhauerin in Personalunion hat ihre Tätigkeit 1979 aufgenommen und zusammen mit ihrem Mann, dem Kunsterzieher Werner Grosch, die "Bildhauergalerie Plinthe" eröffnet. Ende der achtziger Jahre fiel dann der zweite Namensteil weg, und seit 1992 wird das "Zentrum zeitgenössischer Kleinplastik", wie sich die Galerie im Untertitel nennt, allein von Zebe geleitet. Pro Jahr finden drei bis vier Ausstellungen statt. Das Preisspektrum beginnt unter 1000 Mark und reicht bis ca. 8000 Mark. Offizielle Eröffnungen gibt es nicht - man beginnt an einem Donnerstag und endet an einem Sonnabend ein paar Wochen später. Die "Kleinplastik Bildhauergalerie" (in der übrigens kompromisslos alles in Kleinbuchstaben geschrieben wird) weist aber noch andere Besonderheiten auf. Sie ist zugleich Wohnung und Salonatelier von Zebe, was ihr eine spezielle Atmosphäre von Intimität verleiht. Wer sie besucht, trifft eine bewußte Entscheidung; überlaufen ist sie gewiß nicht, dafür ist fast jeder Dritte Käufer der schön ausgeleuchten, kostbar in Vitrinen dargebotenen Werke.

Wie schon ihre Eröffnungsausstellung hat Zebe auch die Jubiläumsschau ihrem eigenen Werk gewidmet, ergänzt durch Sonderauflagen von fünf Bildhauern (Altenstein, Bucco, Großkopf, Kriester, Zebe) zu Jubiläumspreisen (790 bis 1200 Mark). Zebe wurde 1938 in Berlin geboren und hat in Düsseldorf Kunst und Werkerziehung studiert. Aufenthalte in Griechenland und Kreta haben ihre plastische Entwicklung gefördert, die Begegnung mit Rudolf Belling war Anregung und Bestätigung. Begonnen hat sie mit abstrakt-gewölbten, aus Kreis, Oval und Dreieck abgeleiteten Plastiken in Kunststoff, von denen einige große Exemplare im Hinterhof ihres Hauses stehen, bevor sie sich zur Bronze und seit 1995 auch zum Eisenguss hingewandt hat.

Die früheste Arbeit dieser kleinen Werkschau ist ein "Zeobjekt" von 1969 in Kunststoff (950 Mark). Seit 1972 sind ihm weitere biomorphe Formen gefolgt. Allen Titeln geht weiterhin das aus der ersten Namenssilbe der Künstlerin abgeleitete "Ze" voran, von dem bronzenen "Zezootier und Reiter" aus dem Jahr 1972 (2200 Mark), der "Zemama mit Kind" von 1978 (1400 Mark), dem "Zezootier" von 1982 (8200 Mark) bis zu dem 1996/97 in Eisenguss entstandenen "Zebullenschädel mit Beute" (8600 Mark). Was sie auszeichnet, sind pralle Volumen mit erotischen Auswölbungen, glatt polierte Oberflächenkonturen und gestalterische Korrespondenzen, die sich bei wechselnden Ansichten nachvollziehen lassen: gewichtige wie auch spielerische Fantasie-Geschöpfe, tektonisch gebaut und doch wie gewachsen.Bildhauergalerie, Grolmannstr. 46, bis zum

28. Februar; Donnerstag bis Sonnabend 15-19 Uhr; zwei Kataloge von Gertraude Zebe zu je 20 Mark.

Michael Nungesser

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