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Konzert: Elben und Orks bei Herr-der-Ringe-Symphonie

Zahlreiche Elben, Orks und Ritter waren unter den rund 8.000 Zuhörern, die sich am Sonntagabend in der Kölnarena von Howard Shores Herr-der-Ringe-Symphonie nach Mittelerde versetzen ließen.

Köln - Das einzige Deutschlandkonzert geriet mit sechs Sätzen für Orchester, zwei Chören und Solisten zur klanglichen Reise durch die fantastische Welt von Tolkiens Roman-Trilogie. Leider hat die gigantische Arena nur den Charme eines Fußballstadions und konnte deshalb der Faszination der weltweit berühmten Geschichte und deren musikalischer Interpretation in der knapp dreistündigen Aufführung nicht wirklich gerecht werden.

«Wie viel schöner könnte die Oscar-prämierte Musik von Shore etwa in der Philharmonie oder der Oper klingen, wo auch die Atmosphäre stimmen würde», gab in der Pause ein aus Münster angereister Tolkien-Fan zu bedenken. Und dennoch: Das Orchester der Neuen Philharmonie Westfalen unter der Leitung des Dirigenten Markus Huber spielte die Symphonie musikalisch zauberhaft. Auch der Kölnchor - hier vor allem die Sängerinnen und der Kinderchor der Oper Bonn - begeisterten. Die von den Veranstaltern groß als Multimedia-Show angekündigte Visualisierung der Symphonie blieb dagegen eher blass mit ihrer zeichnerischen Umsetzung des Stoffs.

So spielte sich bei den allermeisten Zuhörern der Musik die Reise durch Mittelerde mit all ihren zauberhaften, unheimlichen und bedrohlichen Stationen individuell im Kopf ab. «Ich habe da überhaupt keine Filmbilder im Kopf gehabt, sondern vielmehr die Situationen, so wie ich sie mir beim allerersten Lesen der Roman-Trilogie vorgestellt habe», erzählte Peter Kemper aus Frankfurt. Wunderschön und märchenhaft in ihrer Leichtigkeit die Querflöten-Soli, wenn die Hobbits und ihre Gefährten aufbrechen, um den «Einen Ring» an den Ort zurück zu bringen, an dem er geschmiedet wurde. Leicht und launig klingen die Streicher, die Klarinetten scheinen zu schweben, wenn's durch Elbenland geht.

Dumpf, drohend und stampfend dagegen die Orks, wenn es in den finsteren Hallen von Moria zur ersten Begegnung kommt. Japanische Taiko-Trommeln und Ketten kommen zum Einsatz, die auf Klavierseiten geschlagen werden. Gänsehaut-Feeling stellt sich ein, wenngleich das vom Männer-Chor intonierte «Bum-bum» doch eigentlich mehr albern klingt. Beeindruckend und schrecklich zugleich der Schlachtenlärm mit dramatischen Klangkaskaden der Hörner, Pauken und der Tuba des Orchesters, gegen den jedes Ansingen der Chöre vergeblich ist.

Ohnehin geraten bei einem solchen Aufgebot an Instrumenten die menschlichen Stimmen ins Hintertreffen. Und dennoch ist die musikalische Erzählung der Reise durch Mittelerde mit ihren insgesamt rund 225 Instrumentalisten und Chormitgliedern ein Erlebnis. Man spürt, dass Howard Shore rund vier Jahre an der musikalischen Interpretation der Herr-der-Ringe-Trilogie gearbeitet hat. Seit der Uraufführung in Neuseeland wurde die Symphonie in Nordamerika, mehreren europäischen Ländern, in Ost-Asien und Australien gespielt. (Von Andreas Rehnolt, dpa)

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