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Konzerthaus: David Theodor Schmidt am Piano

Der Pianist David Theodor Schmidt hat schon in jungen Jahren CDs veröffentlicht. Doch bei seinem Solokonzert zur Eröffnung der Reihe "Classic Young Stars" hat er Mühe, über reine Technik hinauszukommen.

Es heißt oft, das Alter hätte der Jugend die Erfahrung voraus. Doch was bedeutet das für die Interpretation von Musik? Vielleicht dieses: Die Fähigkeit, mit einem Stück nicht nur technisch zu brillieren, sondern darüber hinaus auch etwas zu sagen, die gefühlte Anwesenheit eines Erfahrungsschatzes, eines Residuums, in dem sich die Früchte der Beschäftigung mit dem Werk angelagert haben. Der Pianist David Theodor Schmidt hat schon in jungen Jahren drei CDs veröffentlicht, die letzte bei Sony Classical. Doch bei seinem Solokonzert zur Eröffnung der Reihe „Classic Young Stars“ (noch bis 25. März), die zum vierten Mal im kleinen Saal des Konzerthauses stattfindet, hat er Mühe, über reine Technik hinauszukommen.

Aufgeräumt, überlegt, rational geht er Bachs Partita Nr. 2 c-Moll und César Francks „Präludium, Choral und Fuge“ an, ein Spiel, das vom Kopf her kommt und deswegen wenig berührt. In Beethovens Sonate op. 13, auch sie in c-Moll, ein ähnliches Bild. Obwohl Beethoven doch hier zu einem in der Klaviermusik neuartigen emotionalen Ausdruck findet – das Werk trägt auch noch den Zusatz „Pathétique“ –, bleibt Schmidt trocken und kontrolliert. Was er an Akzenten beisteuert, etwa die dynamischen Gegensätze im Kopfsatz, die Pausen zwischen Haupt- und Nebenthema, wirkt gewollt, wie ein vorher gefasster Entwurf. Dass sich auch die eine oder andere Taste, die da nicht hingehört, in sein Spiel verirrt, darf nicht unerwähnt bleiben; genauso wie die Angewohnheit, das Pedal vor der Zeit loszulassen, so dass der Ton gelegentlich klingt, als würde ihm der Sauerstoff entzogen.

Und doch ist da mehr, und das liegt an Liszt – einem Komponisten, dem der Ruf vorauseilt, viel Blendwerk und wenig Substanz geschaffen zu haben. Aber seine Variationen über den Basso continuo aus der Kantate „Weinen, Klagen, Sorgen, Zagen“ von Bach sprechen eine andere Sprache. Liszt hat sie geschrieben, nachdem seine Tochter im Kindbett verstorben war. Als Schmidt das Werk ankündigt, spricht er noch so, wie er gespielt hat: etwas steif. Doch mit dem ersten Ton ist alles da: Zorn, Ärger, stille Trauer, Trotz, Unglauben, seelische Verheerungen, Irrewerden. Das sind Gefühle, die nicht mehr in ein Korsett gezwängt werden, Musik, die an dem Punkt beginnt, an dem man die Technik nicht mehr spürt.

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