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Ivan Fischer dirigiert seine gefiederten Solisten.

© Thomas Rosenfeldt

Konzertkritik: Ein Käfig voller Sittiche

Ivan Fischer, Chefdirigent des Konzerthausorchesters, dirigiert ein Überraschungskonzert im Konzerthaus. Was gespielt wird, erfährt man erst im Saal.

Eigentlich darf es diesen Text gar nicht geben, ist sein Gegenstand doch ausdrücklich als Überraschungskonzert angekündigt. Und eine Überraschung soll man nicht verraten. Da es sie am heutigen Sonnabend um 20 Uhr (12.4.14)noch einmal im Konzerthaus gibt, lesen die Besitzer von Tickets daher jetzt bitte einen anderen Artikel auf dieser Seite.

Allen anderen sei verraten, dass es bei Ivan Fischer piept. Und zwar gewaltig. Der Chef des Konzerthausorchesters bestreitet die gesamte erste Hälfte des am Abend bekannt gegebenen Programms mit prominent platziertem Baum auf dem Podium – und versichert sich zudem tierischer Unterstützung. Ein großer Käfig mit bunten Sittichen landet zur Linken des Dirigenten auf einem Tischchen. Zunächst ist das zierliche Federvieh ruhig, doch mit der Zeit zeigt es sich animiert von den Klängen, die der finnische Komponist Einojuhani Rautavaara seinem „Cantus Arcticus“ mitgegeben hat: Aufnahmen nordischer Vogelstimmen, die sich mit breitem Streicherklang mischen. Die Sittiche tschilpen dazu und hören auch wieder auf, als Fischer final abschlägt.

Danach hat die folgsame Solistenschar frei, im Saal geht es aber mit Vogelstimmen weiter: Der zweite Satz der Pastorale von Beethoven, die Szene am Bach, strömt aufreizend langsam vorüber. Eine Studie über die Bindungskräfte von Schönheit mit daunendick eingebetteten Trillern. Fordernder – und überaus listig in einem Überraschungsprogramm platziert – entwickelt sich Messiaens „Oiseaux exotique“ ganz aus notierten Vogellauten. Nervöse Tonruffolgen formen schließlich einen Hymnus heraus, wie er auch in Messiaens Franziskus-Oper erklingt. Ungläubige schütteln den Kopf.

Ohne Baum und Vögel, aber inmitten des Märchenwalds, stakst schließlich Bartóks „Holzgeschnitzter Prinz“ umher. Die Ballett-Pantomime, ohne Tanz dargeboten, hätte einen sehnigeren Klang vertragen, als ihn der in Geberlaune schwelgende Fischer anschlägt. Vielleicht wäre eine Überraschung weniger am Ende des Abends mehr gewesen.

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