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Das Alte neu erklingen lassen. Asya Fateyeva spielt Purcell und Händel - mit Saxofon.

© Neda Navaee

Konzertreihe der deutschen Musikhochschulen: Freiheit für Schubert!

Musik in kompletter Dunkelheit, barocke Stücke gespielt mit Saxofon: In der Konzertreihe der deutschen Musikhochschulen erproben junge Talente neue Konzertformate.

Der immer mal wieder zu hörende Warnruf, die Klassik sterbe aus, ist ja zum Glück Humbug. Weil Sinfoniekonzerte und Kammermusikabende noch nie zu den gängigen Freizeitbeschäftigungen von Jugendlichen gehörten, sondern eher ein Vergnügen für ältere Semester sind. Und weil mit der zunehmenden Digitalisierung unseres Alltags bei sehr vielen Menschen das Bedürfnis wächst, Kultur live zu erleben, sich mit Gleichgesinnten zu versammeln, um die Aufmerksamkeit kollektiv auf etwas virtuos Handgemachtes zu lenken.

Womit manche potenziellen Besucher mittlerweile fremdeln, ist allerdings das traditionelle Ritual, nach dem klassische Konzerte ablaufen. Für solche Hörer ist eine neue Veranstaltungsreihe gedacht, die jetzt von den deutschen Musikhochschulen initiiert wurde und die vom 17. bis 21. Januar in Berlin stattfinden wird, sowohl an vertrauten wie außergewöhnlichen Orten.

Zum Start wird es gleich ganz körperlich: Bevor ein Ensemble der Frankfurter Musikhochschule Igor Strawinskys „Feuervogel“-Suite zusammen mit Tänzern im Konzerthaus am Gendarmenmarkt aufführt, können sich die Besucher mit dem Bewegungsmaterial des Projekts vertraut machen lassen. Was ihnen anschließend die Möglichkeit eröffnet, die Choreografie wissender – und dadurch intensiver – wahrzunehmen.

Performance im Hamburger Bahnhof

Auf die Schärfung eines Sinnesorgans zielt auch das Dunkelkonzert am 21. Januar im Musikinstrumentenmuseum neben der Philharmonie. Die vier mutigen Männer vom Vision String Quartet werden Schuberts „Der Tod und das Mädchen“ dann nicht nur auswendig spielen, sondern auch noch ohne Sichtkontakt – mit dem Effekt, dass die Zuschauer im lichtlosen Saal ganz Ohr sein können.

Ums „Dazwischen-Sein“ geht es der Saxofonistin Asya Fateyeva bei ihrer Performance im Hamburger Bahnhof: Die Musikerin tritt nicht nur in dem für sie ungewohnten Ambiente eines Raums der zeitgenössischen Kunst auf, sondern wird mit Werken von Henry Purcell und Georg Friedrich Händel auch noch ein barockes Repertoire spielen, das ihrem erst 1840 erfundenen Instrument eigentlich fremd ist.

Alle Fesseln der notierten Musik schließlich wollen die Mitglieder des Improvision Symphony Orchestra am 19. Januar im Konzerthaus abstreifen: Franz Schuberts „Große C-Dur Sinfonie“ wird ihnen als Ausgangsmaterial dienen für einen freien akustischen Flow zwischen Jazz, Techno und Folklore.

(weitere Infos unter: www.konzertreihe.net).

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