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Kultur: Künstlerisch codiert

Der Kosovo-Krieg verleiht Mathilde ter Heijnes interaktiver CD-Rom die befürchtete Aktualität.Im Künstlerhaus Bethanien - das Computerbild groß an die Wand gebeamt - ist der Krieg nur einen Klick weit entfernt; hinter jeder Tür, die man virtuell durchschreitet, lauert eine Trägodie von der Sorte: Gewalt, Verbrechen, Vertreibung, Folter oder auch Selbstverbrennung.

Der Kosovo-Krieg verleiht Mathilde ter Heijnes interaktiver CD-Rom die befürchtete Aktualität.Im Künstlerhaus Bethanien - das Computerbild groß an die Wand gebeamt - ist der Krieg nur einen Klick weit entfernt; hinter jeder Tür, die man virtuell durchschreitet, lauert eine Trägodie von der Sorte: Gewalt, Verbrechen, Vertreibung, Folter oder auch Selbstverbrennung.Die üblichen Medienbilder, wo aber ist die Realität, die sich dahinter versteckt?

Zuerst sieht alles noch ganz harmlos aus.Mathilde ter Heijnes virtuelle Welt baut sich aus etwa 500 Bleistiftzeichnungen auf.Je drei der Blätter bilden am Computer zusammengesetzt eine Raumsituation mit verschiedenen Türen.Mit Hilfe eines Cursors kann man sich darin bewegen.Bevölkert hat die Holländerin die Räume mit verschiedenen ebenso exotisch-bunten wie ethnisch-vielfältigen Figuren aus der Zeitschriftenwelt oder dem Internet, die sich isoliert und verloren im Grau der Zeichnung aufhalten.Klickt man mit der Maus auf diese Figuren, erscheinen Szenen, die ter Heijne "Erinnerungen" nennt - meist traumatische Kriegs- und Gewaltszenen, unterlegt mit Soundcollagen, teils auch animiert als kleine Filmsequenzen.Die bunten Gestalten entpuppen sich als Flüchtlinge, Vertriebene, Opfer.Mit dieser CD-Rom wird man die Ausländer auf unseren Straße anders betrachten.Die künstlerische Arbeit gibt den Menschen plötzlich eine Tiefe, ein Schicksal, die ihrem Angesicht sonst nicht leicht abzulesen wäre."Menschen und Schicksale" könnte die CD deshalb auch heißen.Daß sie die Gleichgültigkeit gegenüber der Wahrheit im Titel ("Indifference to the truth") trägt, liegt wohl daran, daß der Abgleich der Bilder mit dem Leben trotz der Informationsflut in den Medien immer noch nicht gelingen will.

Künstlerhaus Bethanien, Mariannenplatz 2; bis 2.Mai, Mittwoch bis Sonntag 14-19 Uhr

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