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Kultur: Kunst als Geisel

Linke Kinos in Frankreich setzen Israel-Komödie ab

Eine israelischer Taxifahrer und eine russische Immigrantin im Arbeiterviertel von Tel Aviv, eine leichthändig erzählte Liebesgeschichte, das verspricht Léon Prudovskys Filmkomödie „Five Hours from Paris“. Am 23. Juni kommt sie in Frankreich ins Kino. Die kleine, linke Arthouse-Kinokette „Utopia“ – sie betreibt landesweit sechs Säle – gab nun bekannt, den Film entgegen ihrer ursprünglichen Planung vorerst nicht in Tournefeuille und Avignon zu zeigen: aus Protest gegen das Aufbringen der Gaza-Hilfsflotte durch die israelische Armee. Stattdessen werde ein Dokumentarfilm über die Amerikanerin Rachel Corrie gezeigt, die 2003 von einem israelischen Panzer getötet wurde, als sie in Gaza gegen die Zerstörung palästinensischer Häuser demonstrierte – und nach der ein weiteres Hilfsschiff benannt ist.

In Frankreich hat der Fall eine Antisemitismusdebatte ausgelöst. Kulturminister Frédéric Mitterrand appellierte an die Betreiber, die Entscheidung zurückzunehmen, auch im Namen der Freiheit der Kunst. „Le Monde“ spricht von Zensur und dem gefährlichen Trend in Frankreich, israelische Künstler zunehmend aus politischen Gründen zu boykottieren. Jüdische Organisationen nennen den Boykott illegal und skandalös. Die Utopia-Betreiber schreiben auf ihrer Website, sie hätten nichts gegen den Film, sondern handelten „aus moralischer Verpflichtung“. Prudovskys Romanze wollen sie im Juli in ihren Kinos zeigen. Tsp

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