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Kunst: Wortgeriesel

Carolyn Christov-Bakargiev über díe 13. Documenta.

Noch ein halbes Jahr bis zur 13. Documenta, aber ein übergreifendes Thema ist für die Großausstellung zeitgenössischer Kunst noch nicht bekannt. Ihr Konzept bestehe darin, kein Konzept zu haben, parierte Carolyn Christov-Bakargiev bisher neugierige Fragen. In der Hamburger Kunstakademie stellte sich die Italo-Amerikanerin bulgarischer Herkunft nun. „Wird die Documenta zu einem Dokument der Relativierung, der Verunsicherung und der Orientierungslosigkeit?“, wollte Hochschulpräsident Martin Köttering wissen. „Wird sie uns in der Erkenntnis einer gescheiterten oder gar niedergehenden Moderne zurücklassen?“ Ja, lautete die Antwort der zweiten Documenta-Frau seit Catherine David, man müsse die Ausstellung mit grundsätzlichem Skeptizismus gegenüber vorgefertigten Ideen angehen. Sie sehe die Documenta als „artistic research“.

Was es ab 9. Juni in Kassel zu sehen gibt, ließ die Kuratorin weiterhin im Dunkeln. Ihr nach konkreten Neuigkeiten lechzendes Publikum erfuhr nur, dass sie „vielfältige Materialien, Methoden und Wissensformen“ kombinieren und den internationalen Austausch von Ideen zwischen Künstlern und Wissenschaftlern bewirken will. Stattdessen widmete sich die 53-Jährige der begleitenden Broschüren-Reihe „100 Notizen – 100 Gedanken“ mit Texten, Bildern und Faksimiles etwa von György Lukács, Walter Benjamin und Alexander Kluge. Dabei wurde nicht klar, wozu es solcher Notizbücher braucht. „Daydreaming“ und „space before the space“, blieb Christov-Bakargiev vage. Die temperamentvolle Blondine mit dem üppigen Lockengeriesel und der markanten Hornbrille flogen dafür die Sympathien des Publikums zu, das vor allem ein Puzzle volltönender Vokabeln und den Hinweis auf ein ideenreiches Booklet-Programm mit nach Hause nahm. Im kommenden Sommer wird sich zeigen, was diese Ideen künstlerisch gebracht haben. Ulla Fölsing

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