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Christian Holtzhauer, der künstlerische Leiter des Kunstfests Weimar (l.,), bei der Vorstellung des Programms 2016. Rechts der Intendant des Deutschen Nationaltheaters, Hasko Weber.

© dpa/Martin Schutt

Kunstfest Weimar: Weimarer Replik

Der Weimarer Stadtrat hat die Entscheidung über eine mögliche Streichung der Zuschüsse für das Kunstfest auf den Herbst vertagt. Zeit für eine Debatte über das Festival, sagt Intendant Christian Holtzhauer. Und wünscht sich ein klares Bekenntnis der Stadt.

Die Entscheidung über eine Streichung der städtischen Zuschüsse für das Kunstfest Weimar ist in den Herbst verschoben worden. Der Stadtrat, der am Mittwochabend tagte, wollte über ein mögliches Aus für das Festival ab 2019 doch noch nicht entscheiden. Eine Entwarnung, heißt es seitens des Kunstfests, bedeutet das nicht. Er sei jedoch froh, so Intendant Christian Holtzhauer, „dass das Thema nun nichten passant und rein haushalterisch, sondern auch inhaltlich behandelt wird“. Die Zeit bis zum Herbst sollte nun für die Debatte darüber genutzt werden, welches Festival man möchte.
Das Festival bemüht sich um ein attraktives Programm für die Weimarer, um überregionale Aufmerksamkeit und drittens um „Gegenwärtigkeit“ mit zeitgenössischen Projekten. „In einer Stadt, die über 500 Jahre Geschichte auf engstem Raum versammelt, ist es lohnend, diese Geschichte mit zeitgenössischen künstlerischen Positionen auf ihre Relevanz für heute zu befragen“, so der Intendant.

Für die 250.000 Euro von der Stadt kommt ein Mehrfaches vom Land und von Sponsoren zurück

Auch in Zeiten knapper Kassen erwartet das Kunstfest ein Bekenntnis der Stadt zu dem 1990 gegründeten Festival. Aus dem 170-Millionen-Euro-Etat der Kommune erhält es bislang 250.000 Euro. Holtzhauer macht darauf aufmerksam, dass über die Gelder des Landes Thüringen (650.000 Euro, die an den Weimarer Zuschuss gekoppelt sind) und die selbst eingeworbenen Sponsorengelder (300.000 bis 400.000 Euro) ein Vielfaches der städtischen Summe nach Weimar zurückfließt. Auch fördert die Bundeskulturstiftung Kunstfest-Veranstaltungen, erst am Montag gab sie den Zuschlag für das Migrationsprojekt „Transit Europa“ bekannt: 240.000 Euro. Holtzhauer fände es jedoch fatal, „wenn gerade in Weimar nur über den ökonomischen Ertrag von Kunst geredet wird und nicht über den ideellen“. Gegen das drohende Aus hatte es in den letzten Tagen etliche Proteste gegeben.

Holtzhauer findet, der Bund könnte Weimar vielleicht bei der Klassikstiftung entlasten

Oberbürgermeister Stefan Wolf hatte in einem Statement nochmals an Land und Bund appelliert, die Klassikerstadt Weimar zu unterstützen. Natürlich würde es Holtzhauer freuen, wenn das Kunstfest ähnlich wie etwa die Bad Hersfelder Festspiele eine direkte institutionelle Förderung seitens des Bundes erhielte. „Aber die Stadt kann nicht aus der Verantwortung entlassen werden“, die Einwerbung anderweitiger Gelder macht andernfalls keinen Sinn. Denkbar seien allerdings Umschichtungen, etwa ein stärkeres Engagement des Landes. Von Bundesseite, so Holtzhauer, könnte man darüber nachdenken, bei der traditionsreichen Klassikstiftung Weimar aufzustocken oder auch zusätzlich das Deutsche Nationaltheater zu unterstützen, „immerhin der Ort, an dem die Weimarer Republik ausgerufen wurde“. Das könnte den Spielraum der Stadt vergrößern.
Am Mittwoch gab das Festival sein Programm für die zwölfte Ausgabe (19. August – 4. September ) bekannt. Ein Schwerpunkt fragt anlässlich des 100. Geburtstags von Peter Weiss nach der Aufgabe von Kunst in der Gegenwart. Mehrere Projekte widmen sich der Frage, wie Migration unsere Gesellschaft verändert. Informationen zum Programm mit über 100 Veranstaltungen: www.kunstfest-weimar.de

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