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Kultur: Lachen, das ins Herz trifft

Warum sind manche Menschen lächerlich? Virginia Woolf, selbst eine schöne Frau, hat dieses Phänomen einmal beschrieben.

Warum sind manche Menschen lächerlich? Virginia Woolf, selbst eine schöne Frau, hat dieses Phänomen einmal beschrieben.Sie erzählt, wie sie über die Straße geht, und alle drehen sich um und tuscheln.Wie sie versucht, sich nach der Mode zu kleiden, und alles sieht irgendwie seltsam aus.Und wie sie manchmal, auf Parties, einen unverfänglichen Satz in die Runde wirft, und ungemütliches Schweigen verbreitet sich.Und dabei sind jene, die lachen, oft häßlicher, dümmer und keineswegs weniger lachhaft.Lächerlichkeit hat nichts mit dem Aussehen zu tun.Aber das Lachen der anderen trifft.Es trifft mitten ins Herz und erzeugt jenen ängstlichen Blick, der weiteren Hohn nur herauszufordern scheint.

Äußerlich spricht nichts dafür, daß Birdee Pruitt lächerlich wäre (außer vielleicht ihr Name).Ja, wenn es ihre Tochter gewesen wäre.Die ist klein, pummelig, trägt eine dicke Brille und heißt Bernice.Und boxt sich trotzdem durch in der Schule.Birdee dagegen ist groß, schön, gepflegt.Sie hat den scheuen Charme eines Rehs.Die langen Haare sind strubbelig wie zerzauste Vogelfedern.Am liebsten würde man Birdee sofort in den Arm nehmen.Oder in Watte packen.Bridee ist eine liebevolle Mutter, freundliche Tochter, zärtliche Ehefrau und eigensinnige Geliebte.Und doch steht sie beständig auf der Verliererseite des Lebens.So muß sie in einer Live-TV-Show erfahren, daß ihr Mann sie mit ihrer besten Freundin betrügt.Und wird dann wegen dieses Auftritts in ihrer Heimatstadt offen verlacht.Obwohl in Texas die Leute mit dem Hut auf dem Kopf tanzen.

Sandra Bullock wäre die letzte, an die man zur Illustration dieses Themas gedacht hätte: Ihr burschikoses Wesen, die fröhlich-himmelfahrende Stupsnase, blitzendes Haar und breites Lachen lassen sie, wie ihre Kollegin Julia Roberts, als guter Kumpel, eher Typ Schwester als Geliebte, die Herzen der Zuschauer gewinnen.Eigentlich ist sie von Natur aus eine Gewinnerin.Die Rolle der betrogenen Ehefrau, die wieder unter die Fittiche der Mutter (wunderbar exzentrisch als Tierpräparatorin: Gena Rowlands) schlüpft, ist Neuland für sie.Neuland, auf das sie sich mit aller Kraft wirft.Die häßlichsten Nachthemden, das unvorteilhafteste Makeup, die demütigendsten Dialog sind ihr nicht zuviel.An ihrem Einsatz kann es nicht gelegen haben, daß der Film mißlingt.Am Einsatz von Forest Whitacker als Regisseur wohl auch nicht: Der amerikanische Regisseur ist für seinen sensiblen Umgang mit Frauen bekannt.Aber zwei Stunden Frauen-Psycho-Dauerleid sind zu lang.Und zu normal wahrscheinlich.

Auf elf Berliner Leinwänden

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