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Kultur: Landtagswahl in Baden-Württemberg: Geteiltes Leid

Persönlich können sie seit langem ausgesprochen gut miteinander - Walter Döring (47), FDP-Landeschef und seit 1996 als Wirtschaftsminister Vize-Ministerpräsident in Baden-Württemberg, und Dieter Salomon (40), seit Fritz Kuhns Weggang nach Berlin erster Mann im Ring bei den Grünen im Landtag. Beide sind Politiker ohne jede Arroganz, offen, schlagfertig, nicht nachtragend.

Persönlich können sie seit langem ausgesprochen gut miteinander - Walter Döring (47), FDP-Landeschef und seit 1996 als Wirtschaftsminister Vize-Ministerpräsident in Baden-Württemberg, und Dieter Salomon (40), seit Fritz Kuhns Weggang nach Berlin erster Mann im Ring bei den Grünen im Landtag. Beide sind Politiker ohne jede Arroganz, offen, schlagfertig, nicht nachtragend. Politisch aber soll im Südwesten auch künftig gar nichts miteinander gehen.

Für beide war die Wahl eine Schlappe. Auf ihre Kosten legten die großen Parteien kräftig zu. Grüne und Liberale konnten ihre Werte der letzten Wahl wohl nicht erreichen - 1996 hatten die Grünen 12,1 Prozent geholt, so viel wie nirgends in deutschen Landen. Dörings Truppe lag damals bei 9,6 Prozent. Nach ersten Prognosen der Forschungsgruppe Wahlen lag jede der beiden Parteien am späten Sonntag nachmittag nur noch um acht Prozent, also deutlich bei einem einstelligen Ergebnis.

Schon vor einer Woche, als die Umfragezahlen für die FDP sich im einstelligen Bereich festzufressen begannen, zog Döring die Reißleine und versprach seiner mittelständischen Klientel: Selbst wenn die Wähler CDU und FDP keine Regierungsmehrheit mehr gäben, gingen die Gelben lieber in die Opposition als sich auf das Ampel-Geblinke von Rot und Grün einzulassen.

Döring, der acht Jahre auf der Oppositionsbank saß, darf dabei nach wie vor unterstellt werden, selbst alles andere als die Rückkehr dorthin anzustreben. Doch der Vize-FDP-Bundesvorsitzende hat gewaltigen Druck aus dem Bundespräsidium wie aus der Landesgruppe bekommen. Denn hinter der baden-württembergischen Kulisse tobt mit Blick auf die Bundestagswahl längst der Kampf von Liberalen und Grünen um politische Macht oder Ohnmacht, um den dritten Platz im Parteiengefüge.

Seit 1980, als die Grünen auf Anhieb in den Landtag kamen, lagen die Newcomer immer vor den Liberalen, mit wachsendem Abstand. Erstens in der Regierung mit der CDU bleiben, zweitens zweistellig und drittens dritte Kraft werden, heißen denn auch die Wunschziele der Südwest-Liberalen. Auch wenn die Bundes-FDP sie dabei einig wie nie unterstützte, haben sie zwei der drei Ziele verfehlt. Und das "Projekt 18" Jürgen Möllemanns dürfte mit einer schmalbrüstigen FDP im Stammland auch kaum zu bewältigen sein. Und genau danach sieht es aus. Auch für die Grünen, die den Südwesten bislang ebenfalls als ihr Stammland ansehen, kommt der Fall unter die zehn Prozent einem Debakel gleich. Vielleicht sehen sich am Ende Salomon und Döring in der Opposition wieder. Der einzige Lichtblick für beide wäre dann immerhin, dass man persönlich gut miteinander kann.

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