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Kultur: Landtagswahl in Baden-Württemberg: Schritt für Schritt

Sie strahlt. Es ist ihr typisches Strahlen, eines, das die Menschen in Baden-Württemberg im Wahlkampf begleitet hat; ein fröhliches, gut gelauntes Strahlen.

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Sie strahlt. Es ist ihr typisches Strahlen, eines, das die Menschen in Baden-Württemberg im Wahlkampf begleitet hat; ein fröhliches, gut gelauntes Strahlen. Die weißen Zähne blitzen in die Kameras. "Ich bin glücklich", sagt Ute Vogt, Spitzenkandidatin der SPD am Sonntagabend. Sie trägt rot, auch das soll, wie ihr Lächeln, Eindruck machen, einen positiven Eindruck, einen frischen. An diesem Abend gehen auch die anderen Sozialdemokraten in Baden-Württemberg wieder strahlend durchs "Ländle". Jetzt sind sie herausgekommen aus dem tiefen Tal, aus dem Loch, das 25,1 Prozent hieß. Das war jenes Ergebnis, das sich die SPD 1996 eingefangen hatte. Nun ist alles anders, und fast ist schon wieder alles gut. Das ist der Erfolg von Ute Vogt. Nur: Wird er auch Bestand haben?

Wenn sie dieses Mal nicht gewinnt, so war oft genug zu hören, dann kann sie es immer noch beim nächsten Mal schaffen. Bleibt nur die Frage, ob es ein nächstes Mal geben wird. Denn ein bisschen Niederlage gab es schon an diesem Abend. Den eigenen Wahlkreis in Pforzheim konnte Vogt nämlich nicht gewinnen. Da sie vermutlich auch kein Zweitmandat bekommt, wird sie nicht im Landtag vertreten sein und kann die Rolle der Fraktionschefin nicht spielen. Dabei verkündet Ute Vogt am Abend genau so strahlend, dass sie "in Baden-Württemberg bleiben will". Danach aber sieht es eher nicht aus.

Aus dem politischen Bilderbuch

Doch diese Fragen gehen auf der Wahlparty im Jubel eher unter, jetzt geht es ums Gefühl, um den Bauch, die Genossen wollen sich wohlfühlen, den Erfolg auskosten. Das passt ganz gut zu Vogt, denn sie hat nie bestritten, dass sie auf das Bauchgefühl setzt. Und mit dieser Taktik ist sie ja auch gut gefahren. Die Wahl konnte sie, realistisch betrachtet, nicht gewinnen, schon gar nicht von einer Ausgangsposition von 25 Prozent, aber sie konnte eben ein sehr gutes Ergebnis erzielen. Das hat sie geschafft, sozusagen aus dem Bauch heraus. Und mit Freude.

Diese Einstellung musste sie aber ihrer eigenen Partei erst einmal beibringen, denn, so hat sie oft betont, die Sozialdemokraten in Baden-Württemberg haben sich zu lange damit aufgehalten, "ein bisschen freudlos" zu sein. Ihr Motto lautete anders: "Die Menschen gewinnen." Mit diesem Slogan wirbelte sie durch Säle, Straßen und Talkshows. Und riss ihre Partei aus der Lethargie. Allein die Möglichkeit, dass Ute Vogt in einem Bundesland Ministerpräsidentin werden könnte, wo die Sozialdemokraten als ewige Verlierer gelten, mobilisierte die Genossen.

Mit ihrer direkten und offenen Art gewann die 36-Jährige nicht nur die Sympathien in der SPD, sondern auch in der Bevölkerung. "Ich bin sehr viel unideologischer als Teufel", sagte sie über ihren CDU-Kontrahenten - und es gefällt ihr, wenn Parallelen zum Lebensweg von Bundeskanzler Gerhard Schröder gezogen werden: "Wir haben den gleichen Politikansatz. Ich bin dafür da, Probleme zu lösen." Die Karriere der gelernten Juristin wirkt wie aus dem politischen Bilderbuch: SPD-Fraktionsvorsitzende in ihrer Heimatstadt Wiesloch, Juso-Landesvorsitzende, 1999 SPD-Landeschefin. 1994 wurde sie erstmals in den Bundestag gewählt, ist dort inzwischen Vorsitzende des Innenausschusses. Ute Vogt ist bekennender Single und lebt für die Politik.

Es hat eine Weile gedauert, bis die junge Frau mit dem kastanienbraunen Wuschelkopf Anerkennung fand. Als "Frontfrau" und "Fräuleinwunder" charakterisierten sie die Gazetten im Südwesten, während die Parteifreunde noch skeptisch waren. Doch Vogt mochte sich nicht gefallen lassen, unterschätzt zu werden. "Zugreifen, wenn sich eine Gelegenheit bietet", erklärte sie ihr Karriere-Motto.

Die junge Sozialdemokratin ist Kontrastprogramm zum detailversessenen Teufel. "Jeans, Turnschuhe und fertig", so fühlte sie sich lange am wohlsten. Ganz so locker schickten die Wahlkampf-Profis der Südwest-SPD sie dann aber nicht in den Wettstreit um die Stimmen. Nach dem Vorbild der Bundespartei hatten sie eine so genannte Kampa aufgebaut, mit Vertretern in allen Wahlkreisen. Für die öffentlichen Auftritte wurde die 36-Jährige auf älter getrimmt - in dem Wissen, dass Teufel so schon älter aussieht als 61. Am Ende hat das nicht ganz gereicht. Aber immerhin ein bisschen.

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