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Kultur: Laotses Spur

"Die Leere erreichen - das ist das Äußerste.Die Stille bewahren - das ist die Kontrolle", lautet eine Spruchweisheit Laotses, die in gewisser Hinsicht auch auf die Bilder des chinesischen Malers Qiu Shi-Hua zutrifft und den Ort, an dem er ausstellt: dem "Raum für Bilder".

"Die Leere erreichen - das ist das Äußerste.Die Stille bewahren - das ist die Kontrolle", lautet eine Spruchweisheit Laotses, die in gewisser Hinsicht auch auf die Bilder des chinesischen Malers Qiu Shi-Hua zutrifft und den Ort, an dem er ausstellt: dem "Raum für Bilder".Tatsächlich sind die ehemaligen Wohnräume des Rechtsanwalts Leo von Diergardt so gut wie leergeräumt, seit die Familie nach Zehlendorf zog, Stille ist eingekehrt, wenn nicht gerade der Baulärm von der Straße hereindringt.Vier Gemälde nur sind von Qiu Shi-Hua zu sehen, der vor zwei Jahren mit einer Goldmedaille von der Biennale aus Sao Paulo zurückkehrte und in diesem Jahr sein Land auf der Biennale in Venedig vertreten wird.Still muß auch der Betrachter werden, denn fast nichts ist auf den Bildern zu sehen.Und dennoch haben sie präzise Titel wie "Weideland", "Bewaldetes Ufer" oder "Wüste mit fernen Hügeln", die sich bei längerer Betrachtung vor der fast bloßen Leinwand abzuzeichnen beginnen (38 000 DM bzw.58 000 DM).

Der "Raum für Bilder" hat sich unversehens in einen Ort der Kontemplation gewandelt; der Stimmungsumschwung könnte nicht krasser sein zu den zuletzt gezeigten Arbeiten des Berliner Fotografen Hans Pieler unter dem Titel "Tagschicht / Nachtschicht".Noch legen sich Leopold und Erika von Diergardt, die seit einem Jahr gemeinsam mit Jochen Schmidt das Programm bestimmen, in der Richtung nicht fest: Als Galerie verstehen sie sich nicht, ebenso wollen sie keinen mainstream zeigen.Vielleicht sind sie einfach auch nur einer jener vielen Orte, die in den letzten Jahren aus dem Boden sprießen, an denen im halb-privaten Rahmen Kunst gezeigt, über Kunst geredet wird, auf daß sich etwas bewegt in Berlin.Gewiß mag Zweifel angebracht sein, ob es dafür noch eines weiteren "Raums für Bilder" bedarf - ausgerechnet in der Schöneberger Crellestraße.Doch die Stadt verträgt noch viele solcher Ausstellungsorte, die sich mit ihr verändern: ob es die Clubs in den Kellern oder die Beletagen sind.Nur eines wollen sie am Ende sicher nicht: Die Leere erreichen, die Stille bewahren.

Raum für Bilder, Crellestraße 36, bis 24.April; Donnerstag bis Freitag 16-19 Uhr, Sonnabend 11-15 Uhr.

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