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Kultur: Leicht wie Luft

Die Gefahr kommt von unten. Fische.

Die Gefahr kommt von unten. Fische. Wurzeln. Strudel. Schwer erkennbar im algengrünen Wasser, wo man den Boden nicht sieht. Bei Steven Spielberg kommt der Weiße Hai aus der Tiefe, reißt unversehens die Luftmatratze auf, schnappt zu. Doch zurzeit tauchen die Tiere ab, dorthin, wo es kühl ist, sagt der Fischer. Besser, man selbst taucht nicht zu tief. Besser, man bleibt an der Oberfläche.

Die Lösung ist klassisch zweifarbig, eine Seite blau, eine Seite rot, von der Sonne schon ausgebleicht zu fleckig verwaschenem Rosa. Das Magazin der „Süddeutschen Zeitung“ hat ihr einige Jahre lang jeden Sommer ein Heft gewidmet, hat Autoren wie John Irving, Stanislaw Lem, Siegfried Lenz oder Patricia Highsmith auf die Matratze gelegt, zum Reisen und Träumen. Der Titel „Die blaurote Luftmatratze“ war vorgegeben, sonst nichts.

Sicher, es gibt sie inzwischen auch durchsichtig, reflektierend, Strand, Fische oder eine Blumenwiese vorgaukelnd, mit neckischem Pälmchen an der Seite oder einem Loch, um den Arm hindurchzustecken. Doch den unvergesslichen Geruch von Gummi hat nur das klassische Modell. Den Geruch von Ferien, Hitze, Sand und Meer. Auch die Anstrengung, das Ding aufzublasen, gehört dazu. Nur Sportler wie mein Bruder veranstalten Wettbewerbe, wer ist zuerst fertig mit dem Aufblasen. Ich lasse lieber pusten. Oder nehme die Luftpumpe.

Sie sind etwas für Nichtschwimmer, spottet mancher, oder für Kinder. Definitiv unsportlich. Total uncool. Eigentlich auch nicht fürs Wasser gedacht, sondern für Überraschungsgäste zu Hause. Kippen gern um, biegen sich durch. Egal, ich möchte auf dem Wasser liegen, mich von den Wellen schaukeln lassen. Oben Himmel, unten die See. Schwerelos über den durchlässigen Fluten, auf einem Kissen von Luft. Gefühltes Fliegen. Auch Luftschiffe funktionieren so.

Unterwegs sein mit der Luftmatratze heißt vor allem: auf der Stelle bleiben. Nirgendwohin wollen, sondern einfach da sein. Unterwegs zu mir.

Bisher erschienen: Unterwegs zu Fuß, mit dem Fahrrad und auf der Vespa. Als Nächstes: Unterwegs mit dem Auto.

Christina Tilmann

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