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LEIDENSCHAFT UND LIEBE Penélope Cruz und Ben Kingsley brillieren in „Elegy“ nach Philip Roth: Die Last der Schönheit

Zwanzig Minuten mit Penélope Cruz

Diese Hände! Sie kennen keine Ruhe, schwirren hin und her, unterstreichen Sätze, schieben eine eigensinnige Haarlocke in Position, weisen auf dieses oder jenes, verharren kurz – und sind schon wieder unterwegs. Allenfalls stützt Penélope Cruz damit kurz ihren Kopf in schöner Pose, einen Zeigefinger nachdenklich an die Schläfe gelegt. Den linken vor allem. Der rechte hat eine andere Aufgabe, trägt ihren einzigen Schmuck, einen auffälligen Ring, golden mit ovalem rotem Stein, wohl ein Rubin. Der schlanke Hals aber ist frei, erhebt sich in Anmut über den ebenfalls unbedeckten Schultern – das langfließende Kleid wäre der Traum jedes Ballabends –, während es jetzt doch nur die kleine Journalistenrunde im Adlon erfreut und zuvor die Hundertschaften der Pressekonferenz im Hyatt. Perfekt!

Nur der Kaugummi stört. wieder und wieder wird er während der knapp 20 Minuten mit Penélope durchgemahlen. Dennoch: Wunderschön. Ja, vielleicht ist der Kaugummi nur der kleine Makel, der das ideale Gesamtbild erst abrundet wie der früher übliche Schönheitsfleck. Obwohl Penélope Cruz Fragen nach ihrem Aussehen nicht sonderlich mag und sie abwehrt, so wie vorhin im Hyatt, schließlich will sie nicht nur deswegen bewundert werden. Sie solle sich beklagt haben, wegen ihrer Schönheit Rollen nicht bekommen zu haben? Das habe sie nie behauptet. Und überhaupt: „Meine Karriere läuft gut, ich habe viele Angebote für Rollen, die mit Schönheit nichts zu tun haben.“ Und um auch die Frage nach dem Altern gleich zu klären: „Ich freue micht drauf.“ Schließlich wolle sie neue Erfahrungen sammeln, sie für ihre Arbeit nutzen.

Die Sexszenen waren übrigens auch kein Problem, wie sie wiederholt versichert. Die Regisseurin habe eine schützende Atmosphäre geschaffen, alles war sehr natürlich und schön. Eine Herausforderung war dagegen die große Emotionalität ihrer Rolle – eine der größten, die sie je bewältigen musste.

Philip Roths „Das sterbende Tier“ hat sie zum ersten Mal vor sechs Jahren gelesen, war davon aufgewühlt, wie besessen, wollte die Rolle unbedingt spielen. „Die Charaktere sind sehr anspruchsvoll, aber das wollen wir Schauspieler ja.“ Noch während des Drehs hat sie das Buch immer wieder studiert, eine tägliche Hilfe für ihr Spiel. Die Konstellation „Älterer Mann – junge Frau“ war darin für sie nicht das Wichtigste, „darum geht es gar nicht so sehr“. Beide haben Angst, er vor dem Alter, dem Schmerz, den er erwartet, wenn sie ihn verlässt. „Diesen Schmerz will er vermeiden – und fügt sich selbst um so größeren zu.“ Andreas Conrad

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