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Das Sängerensemble von Bohuslav Martinus „Les trois souhaits“ (Die drei Wünsche) an der UdK.

© Sauerbrey

Opernrarität: Leinwandliebe

Die UdK entdeckt eine Filmoper von 1929: Bohuslav Martinus „Les trois souhaits“ (Die drei Wünsche)

Die 20er Jahre haben schon eine mehrfache Renaissance erlebt, sei es als golden verklärt oder als Anknüpfungspunkt für Moderne wie Postmoderne. Insofern scheint es auf den ersten Blick merkwürdig, dass Bohuslav Martinus Oper „Les trois souhaits“ (Die drei Wünsche), die 1929 in Paris entstand, aber zu Lebzeiten des Komponisten nie aufgeführt wurde, erst in den letzten Jahren ernsthaft auf der Bühne zur Diskussion gestellt wird.

Denn das Stück spielt schon ganz bewusst mit vielem, was wir noch heute idealtypisch mit den Zwanzigern in Verbindung bringen: Film als Leitmedium, Schlager, Jazz und sogar einem Männerquartett à la Comedian Harmonists.

Aktuell wirkt auch die Geschichte: Ein junges Liebespaar wird während einer Kinovorstellung in den laufenden Film hineingezogen und spielt in dieser Traumwelt seine eigene Zukunft, geleitet von einer wenig vertrauensvollen Fee namens Null. Während am Ende die Frau mit einem neuen Liebhaber buchstäblich in der virtuellen Realität des Films verschwindet, bleibt ihr Ehemann in einem ihm unverständlichen Hier und Jetzt zurück.

Eine Fee namens Null

Leider bleibt das Libretto etwas unentschieden zwischen Dadaismus und Lehrstück in der Schwebe. Dass es sich dennoch lohnt, sich auch an den dramaturgischen Schwächen abzuarbeiten, beweist die hörens- und sehenswerte Produktion der Universität der Künste im Theatersaal an der Fasanenstraße. Zuallerst, weil die jungen Instrumentalisten und Sänger unter Errico Fresis Leitung Begeisterung für Martinus Partitur zu erwecken vermögen. Die nämlich collagiert die tonangebenden Stile ihrer Zeit mit einer so frechen Unbekümmertheit und virtuosen Leichtigkeit, um sie der Operntradition anzuverwandeln, wie es danach viel zu selten in der Neuen Musik geschah.

Frank Hillbrich (Regie) und Isabelle Kaiser (Bühne) könnten ihre Protagonisten noch prägnanter typisieren, haben aber viele gelungene Einfälle, angefangen von dem an „Metropolis“ gemahnenden Proszenium über das Spiel mit den Gesten der ersten Schlagerstars bis hin zum – auch gesanglich besonders bemerkenswerten – Auftritt der ironisch überzeichneten, wilden Naturfrau Dinah (Iris Marie Sojer). Aktuelle Videoästhetik wird zwar dezent in die Kintopp-Metaphorik des Stücks einbezogen, doch dass „Les trois souhaits“ im Zeitalter technisierten Träumens an Bedeutung gewinnen werden, kann die Produktion auch so vermitteln.

Unit-Theater der UdK, Fasanenstr. 1 b, noch vom 7.–9. Juli, jeweils 19.30 Uhr.

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