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Kultur: Lexikon der DEFA-Spielfilme: Hart aber hässlich

Männer, die sich mit stolzgeschwellter Brust hinter einem Podium aufbauen, geben schnell eine lächerliche Figur ab. Vor allem dann, wenn die Härte, die sie sich ins Gesicht zu zwingen versuchen, nicht zu der Weichheit ihrer Züge passt.

Männer, die sich mit stolzgeschwellter Brust hinter einem Podium aufbauen, geben schnell eine lächerliche Figur ab. Vor allem dann, wenn die Härte, die sie sich ins Gesicht zu zwingen versuchen, nicht zu der Weichheit ihrer Züge passt. So hat Werner Peters 1951 in Wolfgang Staudtes "Untertan"-Verfilmung den Diederich Heßling gespielt: als Inkarnation des hässlichen Deutschen. Sein aufgedunsenes Biergesicht wird von Schmissen geziert, das schüttere Resthaar hat er in einen Popo-Scheitel gezwungen, die Enden seines Wilhelm-II-Bärtchen sind zwangsoptimistisch erigiert. Heßling, Papierfabrikant in der Provinz, will nach oben. Dafür ist ihm jedes Mittel recht: Denunziation, Bestechung, Speichelleckerei. Sein großer Tag kommt, als er die Festrede zur Einweihung des Kaiserdenkmals halten darf. Ursprünglich waren Falk Harnack und Erich von Stroheim als Regisseure für den "Untertan" vorgesehen. Dass dann Staudte das DEFA-Projekt übernahm, war ein Glücksfall. Seine Adaption wurde ein Klassiker, gerade weil sie sich nicht sklavisch an Heinrich Manns Roman hielt. Das "Neue Deutschland" mäkelte: "Es gibt eine große Schwäche des Films: Die kämpfende Arbeiterklasse wird nicht gezeigt." In Westdeutschland durfte "Der Untertan" trotzdem fünf Jahre lang nicht gespielt werden. "Das große Lexikon der DEFA-Spielfilme" (Schwarzkopf & Schwarzkopf Verlag Berlin, 767 S., 49,80 DM) bietet Fakten in Überfülle - zu DDR-Filmen von "Ab heute erwachsen" bis "Zwischenfall in Benderath".

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