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Kultur: Liebe in der Nische

Mach’s einfach: Daniel Isengart in der Bar jeder Vernunft

Man könnte meinen, er sei ein Romantiker. In weißem Jeanshemd, weißer Knitterhose schmiegt er sich an eine Säule und singt von Liebe. Schaut dabei verträumt in den roten Scheinwerfer, beißt sich nachdenklich auf die Unterlippe. Das ist auf der Bühne. Später in der Garderobe jedoch, nach seinem zweistündigen Soloprogramm in der „Bar jeder Vernunft“, zeigt sich: Der 1970 in München geborene, seit zehn Jahren in New York lebende Isengart ist ein Praktiker. „Just do it“, mach’s einfach – das hat er in den USA gelernt.

Als Tanzstudent war er nach New York gegangen, nahm bald Gesangsunterricht – merkte, dass Singen seine Leidenschaft war. „Ich bin eigentlich Autodidakt“, sagt er über sich selbst. „Allerdings: Man kommt so viel langsamer voran.“ Trotzdem dauerte es nicht lange, bis er auf Kabarett- und Kleinkunstbühnen zuging, sich um Auftritte bewarb – mit Erfolg: „Ich habe meine Nische gefunden. Seit sechs Jahren trete ich regelmäßig mit einem Soloprogramm auf – aber das dauert nur eine Stunde. Die New Yorker haben einfach keine Zeit für lange Abende.“ Ein bisschen erschöpft klingt er dabei. „In Berlin ist es wirklich anstrengend, das Publikum mitzuziehen. In New York geht es schneller – dort gehen die Leute aber auch einfach, wenn es ihnen nicht gefällt.“ Zum Abschluss des Liederabends in Wilmersdorf musste Isengart zwei Zugaben geben – er scheint zusammen mit seinem Ensemble aus Cello, Geige und Klavier das anspruchsvolle Berliner Publikum überzeugt zu haben.

Es ist eher leichte Kost, das eigens für Berlin zusammengestellte Programm: ein Potpourri von Liedern aus den 20ern bis heute, aus der West Side Story und von Schumann – alles auf Deutsch, Französisch, Spanisch oder Englisch. Nicht ohne Grund: Die ersten zehn Jahre seines Lebens verbrachte Isengart in Paris, lebte danach in München und Barcelona, fühlt sich jetzt als New Yorker mit europäischem Hintergrund. Darum singt er in New York hauptsächlich deutsche Lieder: „Außerdem ist die Sprache am kraftvollsten, sie passt zu jeder Musik. Das ist mit französisch und englisch schwieriger.“

Isengart ist übrigens ein Künstlername: „In ,Herr der Ringe‘ gibt es ein Tal, das so heißt. Es verwandelt sich von einem hässlichen in einen wunderschönen Park. Das wusste ich allerdings erst, als ich mir den Namen schon gegeben hatte.“ Das passt zu seinem Motto: Just do it.

Bis 12. Oktober, dienstags bis donnerstags 20.30 Uhr, freitags bis sonntags 20 Uhr, Bar jeder Vernunft, Schaperstraße 24, Infos unter der Rufnummer 8856920 oder im Internet unter www.bar-jeder-vernunft.de

Franziska Richter

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