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Das beliebteste Wort: Schmetterling. Ein Monarchfalter, um genau zu sein

© Mario Lopez/dpa

Lieblingswörter von Deutschschülern: Wer mich liebt, sagt Mahlzeit

Was sind die Lieblingswörter von Deutschschülern? Schmetterling landet bei der Umfrage ganz oben. Eine Glosse.

Liebe geht manchmal durch den Magen. Manchmal geht sie auch zum Magen. Filippo, ein italienischer Student, liebt den Gruß „Mahlzeit“. „Ich lebe im Süd“, sagt er, womit er Süddeutschland meint. „Am Morgen benutzen Leute dieses Wort, auch um ,Hallo’ zu sagen. Ganz egal, wenn 10, 11 oder 12 Uhr. A very time-undefined greeting that I will never understand!!!“

Die Deutsche Welle, die als Auslandssender weltweit nicht nur Fernseh- und Radioprogramme ausstrahlt, sondern auch auf allen Kanälen, im Fernsehen, im Radio und online, Deutschkurse anbietet, hatte gefragt: „Was ist das schönste Wort in der deutschen Sprache?“ Die Antworten, mitunter rührend gebrochen formuliert, zeigen, dass Deutschschüler ihre neue Sprache, in der sie sich gerade zu bewegen beginnen, wegen ihrer Klarheit und Präzision schätzen. Aber sie lieben sie wegen der Poesie, die in ihr steckt.

Ganz vorne bei der Umfrage liegt das Wort Schmetterling, gefolgt von Freiheit, Eichhörnchen, Mutter, Sehenswürdigkeit, Streichholzschächtelchen und Kätzchen. Müsste man eine Geschichte erfinden, in der alle diese Begriffe vorkommen, würde sie sicherlich im Wald spielen, rauschende Baumwipfel kämen vor und wahrscheinlich ein Prinz. Die Deutsche Romantik und die Märchen der Brüder Grimm haben sich tief eingesenkt in unser Vokabularium. Für Leily, eine Iranerin aus Teheran, ist „Schicksal“ das schönste Wort. In ihm verbirgt sich ein ganzer Roman.

Deutschland fungiert als Sehnsuchtsland

In den Nominierungen stoßen das Fremde und das Eigene aufeinander, um vorsichtig miteinander anzubandeln. Hybridtextchen entstehen dabei, sprachliche Promenadenmischungen. Ondrej aus Brünn ist verblüfft vom Begriff „Schifffahrt – drei F in einer Reihe, das habe ich nie gesehen“. Anna Rosa aus Caracas schreibt: „Ein von meinen Lieblinge ist: Wahrnehmen. Wahrheit + nehmen = perceive!!!“ Perceive stammt nicht aus dem Deutschen oder dem Spanischen, sondern aus dem Englischen. Es bedeutet erkennen. Pragmatischer argumentiert Houssam aus Casablanca, der „Staatsangehörigkeit“ als Favorit nennt – „warum nicht die deutsche Staatsangehörigkeit?“ Für die meisten, die Deutsch lernen, fungiert Deutschland als Sehnsuchtsland.

Auch Jonathan Franzen hat ein deutsches Lieblingswort. Es lautet, wie er in einem Fernsehinterview enthüllte, ganz unspektakulär „obwohl“. Als Konjunktion hebelt es die Aussage, die ein Satz getroffen hat, gleich wieder aus. In keiner Sprache lässt sich schöner zweifeln.

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