zum Hauptinhalt
Der Tenor Julian Pregardien.

© Marco Borggreve

Liederabend im Konzerthaus: Traumhaft fern

Julian Prégardien singt Brahms' Liederzyklus „Die schönen Magelone“ im Konzerthaus

Zahlreiche Lieder singend geht Graf Peter von Provence auf große Abenteuerfahrt. Er verliebt sich in Neapel in die Königstochter Magelone, flieht mit ihr, verfolgt einen dämonischen Raben aufs Meer, wird von Heiden gefangen und Sklave des Sultans. Die wundersame Liebesgeschichte, wie Ludwig Tieck sie aufgeschrieben hat, spielt „vor langer Zeit“.

Im Kleinen Saal des Konzerthauses, wo der erste einer Reihe von Liederabenden stattfindet, konzentrieren sich drei Künstler darauf, in diese traumhafte Ferne des Ritterromans einzutauchen. Es ist kein glamourös aufgemachtes Konzert, eher entsteht die Atmosphäre der Sehnsucht in einem Rahmen, der die Stimmung von Hausmusik umschließt, Intimität, kein Streben nach Vollkommenheit. Die Interpreten glauben an das (jüngst von Martin Walser bearbeitete) originale Kunstmärchen. Als „überaus herrlichen und schönen Sohn“ lernt der Leser/Hörer den Grafen Peter kennen, „blonde Haare flossen um seinen Nacken und beschatteten sein zartes jugendliches Gesicht“.

Als Erzähler rezitiert Johannes Held den Text, indem er pittoreske, lyrische und ironische Elemente differenziert. Da er selbst als Sänger tätig ist, versteht er sich einfühlsam auf den Zyklus, den Johannes Brahms aus dem Roman gemacht hat. Den Gesangspart der „Schönen Magelone“ gestaltet hier Julian Prégardien, ein Tenor wie sein Vater Christoph Prégardien, mit dem er gern gemeinsam auftritt. Auch Christoph Schnackertz gehört zum Team, denn seit längerem begleitet er beide Tenöre. Hier deutet er ein Lautenspiel an, lauscht den Harmonien nach, hüpft im punktierten Rhythmus einer Zither. Er ist Kammermusiker, kein Salonpianist.

Der jüngere Prégardien verfügt über Atemtechnik, die feine Phrasierungen erlaubt, und ein Trompetentimbre. Legato, Lagenwechsel gelingen nicht immer ganz bruchlos. Wichtiger aber, dass Julian Prégardien gefühlte Romantik singt, lyrische Empfindsamkeit. Wie er den Kontrast von „geliebtem Saitenspiel“ und Lanze inszeniert, „grausames Meer“ schäumen lässt, das fesselt in Details. Als Höhepunkt gelingt „Schlafe, Süßliebchen“ in seiner poetischen Naivität. Das Publikum lauscht ungewöhnlich gebannt.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false