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"Love": Neues Beatles-Album

Am Freitag kommt das lange erwartete Beatles-Album "Love" in die Geschäfte. Der Mix bedient sich aus dem gesamten Werk der "Fab Four" - und dürfte sich als großer Wurf erweisen.

Köln - Der Aufwand war beträchtlich: Nur nach einem aufwändigen Sicherheitscheck bekamen Journalisten unlängst in Köln eine 45-minütige Kostprobe aus dem neuen Beatles-Album "Love" (EMI) zu hören. In Zeiten grassierender Musikpiraterie fürchtete die britische Plattenfirma Apple eine vorzeitige Veröffentlichung des Albums, das seit Monaten in der weltweiten Beatles-Fangemeinde zu wilden Spekulationen Anlass gibt. Am Freitag kommt das lange erwartete Werk nun in die Geschäfte.

Für "Love" haben Beatles-Stammproduzent George Martin und sein Sohne Giles aus 34 Stücken der "Fab Four" eine neue und eigenständige Klanglandschaft geschaffen. Die beiden noch lebenden Beatles Paul McCartney und Ringo Starr gaben ihren Segen dazu, auch die Witwen von George Harrison und John Lennon stehen hinter dem Projekt. Anlass des Albums ist eine Inszenierung rund um die Beatles-Musik, die das Avantgarde-Theater Cirque du Soleil seit Juni in Las Vegas zeigt.

Bislang unveröffentlichtes Material

Für "Love" konnte sich das Vater und Sohn-Gespann aus dem gesamten Beatles-Archiv bedienen, darunter auch die offiziell bislang unveröffentlichten Werke. Welche Elemente nun tatsächlich Verwendung fanden, können beide inzwischen selbst nicht mehr rekonstruieren: "Wir wollten keinen 'Best-of'-Katalog. Uns ging es darum, einige der Hits mit nicht so bekannter Beatles-Musik zusammen zu bringen oder auch nur einzelne Fragmente von Songs zu verwenden", erinnerte sich George Martin.

Exemplarisch gelingt das bei einem der ambitioniertesten Beatles-Stücke schlechthin: "Strawberryfields forever". Auf "Love" beginnt es in einer akustischen Demoversion, geht dann nahtlos in die bekannte Album-Fassung über, um schließlich mit Elementen von "Penny Lane", "Piggies" und anderen Beatles-Songs zu verschwimmen. Das Resultat ist - gelinde gesagt - erstaunlich.

Alte Hits neu entdecken

"Love" ist reich an solchen Perlen: So gilt es "Eleonore Rigby" neu zu entdecken und eine kauzige Melange von "Yellow Submarine" und "Octopus's Garden", bei denen Schlagzeuger Ringo Starr singt. Der häufig unterschätzte Drummer kann sich über "Love" wahrlich nicht beklagten. In vielen Stücken wird das Schlagzeug nach vorne gemischt und ist so deutlich präsenter als in den bekannten klassischen Versionen.

Bei der Auswahl der Tracks wird das mittlere und späte Werk der Beatles bevorzugt, wobei die unter Fans umstrittenen Ausflüge ins Psychedelische gerade bei den Überleitungen Verwendung findet. Hier scheint die Handschrift von George Martins Sohne Giles erkennbar zu sein, der sich unter anderem als Kopf der Band Kula Shaker einen Namen gemacht hat.

"Love" ist das erste Beatles-Album, das gleichzeitig auch als Audio-DVD im hochauflösenden 5.1. Surround-Sound erscheint. Prompt meinte man beim Probehören in Köln quasi inmitten der Vier im Studio zu stehen. Ein Erlebnis, das den unzähligen Besitzern von konventionellen Stereokompaktanlagen wohl leider verwehrt bleibt.

"Love" ist kein Album, das man beiläufig runterhören kann; es verlangt viel Aufmerksamkeit und ist dabei doch kurzweilig und unterhaltsam. Und nicht zuletzt zeigt "Love", weshalb das Quartett aus Liverpool bis heute seine Ausnahmestellung in der Musikgeschichte behauptet. So hat der Moment, in dem George Harrison nur mit akustischer Gitarre und Streicherunterstützung "While my guitar gently weeps" zum Besten gibt, auch nach fast 40 Jahren immer noch Gänsehaut-Potential. (Von Markus Peters, ddp)

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