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Luca Ronconi posiert 2007 vor dem Bühnenbild zu seiner "Tosca"-Inszenierung in Sevilla.

© Guillermo Mendo/dpa

Luca Ronconi ist tot: Dramma all'italiana

Italien trauert um einen seiner besten Regisseure: Luca Ronconi, der seit 1969 sowohl im Schauspiel wie in der Oper bedeutende Inszenierungen geschaffen hatte, ist im Alter von 81 Jahren gestorben.

Seine größte Zeit hatte er in den siebziger Jahren, als er zum Beispiel mit einem "Orlando Furioso", einem fulminant adaptierten Renaissance-Ritterspektakel, durch Europa tourte (und auch in der Berliner Deutschlandhalle gastierte); als er Euripides und Aischylos am Wiener Burgtheater inszenierte und Verdi und Wagner an italienischen und deutschen Opernhäusern. Jetzt ist der italienische Theater- und Opernregisseur Luca Ronconi im Alter von 81 Jahren in einem Mailänder Krankenhaus an den Folgen einer Lungenentzündung gestorben.

Das Opernhaus Mailänder Scala, mit dem Ronconi über Jahrzehnte regelmäßig zusammengearbeitet hatte, würdigte ihn als „eine der führenden Figuren im europäischen Theater“. Der italienischen Staatspräsident Sergio Mattarella erklärte: „Die Welt des Schauspiels hat einen wichtigen Referenzpunkt verloren, und Italien einen großen Meister.“

Der in Tunesien geborene Ronconi begann seine Karriere zunächst als Schauspieler, bevor er 1969 seine erste eigene Inszenierung verantwortete. 1974 wurde er Direktor der Theater- und Musik-Biennale in Venedig, 1977gründete er ein Theaterlabor in Prato, einer Industriestadt bei Florenz. Hier war seine wohl kühnste Regiearbeit zu erleben, eine neunstündige Version des "Turms" von Hugo von Hofmannsthal.

Später wurde Ronconi an die Spitze des Teatro Stabile in Turin berufen, wo seine aufwendigste Unternehmung 1990 Premiere hatte, eine Bühnenfassung der "Letzten Tagen der Menschheit" von Karl Kraus. 1992 übernahm der Regisseur dann das Teatro Argentina in Rom, 1999 schließlich konnte er die Nachfolge des legendären Giorgio Strehler beim Piccolo Teatro in Mailand antreten.

Regelmäßig inszenierte Ronconi auch Musiktheater, so 1980 Verdis „Macbeth“ an der Deutschen Oper Berlin. Mit Claudio Abbado brachte er 1984 Rossinis „Viaggio a Reims“ in Pesaro heraus, eine Erfolgsproduktion, die anschließend auch in Mailand und Wien zu sehen war. Für die Salzburger Osterfestspiele1993 besorgte Ronconi dann noch die Inszenierung eines von Abbado dirigierte „Falstaff“.

2002 legte sich Luca Ronconi mit Silvio Berlusconi an. Der Regisseur warf dem Politiker vor, ein von ihm inszeniertes Stück zensiert zuhaben. Er habe sich gezwungen gesehen, Bühnenbilder, auf denen Berlusconi und seine Koalitionspartner als Tyrannen porträtiert werden, nicht aufzustellen. Die Regierung wies damals jegliche Einflussnahme zurück (mit dpa).

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