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Kultur: Lücken im Weltgewebe

Alexander Kluge erhält in Darmstadt den Georg-Büchner-Preis

Er sei ein „Chronist des 20. Jahrhunderts, der das Universum der Geschichte und der Gefühle mit Scharfsinn und unbestechlicher Fantasie seziert und erweitert hat“: Mit dieser Begründung verlieh die Deutsche Akademie für Sprache und Dichtung am Sonnabend den mit 40000 Euro dotierten GeorgBüchner-Preis an Alexander Kluge. In seiner Dankesrede nannte Kluge Büchners Werk unverändert modern: „Radikaler können wir heute auch nicht schreiben.“ Büchner sei wie alle guten Schriftsteller ein Seismograph für erschütternde Ereignisse. Indem er die Verbrechen der französischen Revolution schilderte, habe er zur Veränderung der Welt beigetragen.

In seiner Laudatio erklärte Literaturprofessor und Kunstmäzen Jan Philipp Reemtsma, der Preisträger habe eine eigene Literaturgattung geschaffen: die „Gattung Kluge“. In seinen Arbeiten verzichte der Autor auf Zusammenhänge und überrasche mit unerwarteten Wendungen. „Wo immer wir durch seine Prosa etwas sehen, sehen wir eine Lücke im Weltgewebe“, sagte Reemtsma. Insofern sei der Titel von Kluges jüngst erschienen Buch „Die Lücke, die der Teufel lässt“ nur konsequent. Alexander Kluges literarisches Werk rückte Reemtsma in die Nähe von Kafka. Wie dieser sei Kluge ein „guter Verrätseler“. Kluges Credo sei: „Wir kennen die Welt ziemlich gut und kennen uns doch nicht in ihr aus.“

Bei der Feierstunde erhielten außerdem der Freiburger Schriftsteller Klaus Theweleit den Johann-Heinrich-Merck-Preis für literarische Kritik und Essay sowie der in Zürich lebende Altphilologe Walter Burkert den Sigmund-Freund-Preis für wissenschaftliche Prosa. Diese beiden Auszeichnungen sind mit 12500 Euro dotiert (ausführlicher Bericht folgt). Tsp

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