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Kultur: Luft & Duft

Die Ars-Viva-Preisträger in den Berliner Kunst-Werken

Das kann kein Zufall sein: Der Ars- Viva-Förderpreis umkreist das Thema Identität, die ausgewählten Künstler – ob aus Japan, Südafrika, USA oder Westdeutschland – leben und arbeiten sämtlich in Berlin. Alle vier hätten auch gut in die „Anstoß Berlin“-Ausstellung im Haus am Waldsee gepasst. Das Thema ist in der Berliner Luft. Stattdessen sind Michaela Meise, Jason Dodge, Takehito Koganezawa und Robin Rhode in den Kunst-Werken zu sehen, nicht nur mit einer kleinen Referenzarbeit wie in der Zehlendorfer Riesenschau, sondern mit klug gewählten Beispielen, die sich der Fragestellung widmen: Was bedeutet eigene Herkunft und kulturelle Prägung in Zeiten der Globalisierung? Welchen Einfluss hat der Lebensort auf das Werk?

Michaela Meise, die Vielumworbene, schuf erst jüngst für die Berlin-Biennale einen zentralen Raum in der Jüdischen Mädchenschule; seit Mai steht mit „Bank und Bleibe“ eine Skulptur von ihr am Rosa-Luxemburg-Platz. Permanentes Thema der jungen Bildhauerin ist die zeitliche und räumliche Vergewisserung. In den Kunst-Werken hat sie sich der vergessenen DDR-Künstlerin Kate DiehnBitt angenommen, indem sie die Seiten des zu Lebzeiten einzigen Katalogs der Malerin wie in einem Leporello nebeneinander reiht. Das Ergebnis ist eine Serie mal mehr, mal weniger verblichener Seiten – eine späte Hommage an die Künstlerin und eine Reminiszenz an die Vergeblichkeit des Ruhms.

Von Flüchtigkeit und Alltagsspuren sind auch die Arbeiten ihrer Kollegen geprägt: Kreidewandzeichnungen von erträumtem Spielzeug für Johannesburger Kinder (Rhode) oder ein Soundmix aus Geräuschen, die entstehen, wenn eine Zitrone aufgeschnitten, eine Flasche geöffnet wird (Koganezawa). Identität lässt sich eben nicht definieren, ein Zipfel nur erhaschen – in einem Ton, einem Geruch, einer Erinnerung.

Kunst-Werke, Auguststr. 69, bis 20. August,. Di – So 12 – 19, Do bis 21 Uhr. Katalog 19 €

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