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Kultur: Lust auf Lektüre

MUSIKTHEATER

Fünf junge Damen sitzen in grünen Sommerkleidchen hinter Schulbänken und lesen. Kafka. Die „Beschreibung eines Kampfes“. Gelangweilt, schmunzelnd, sich räkelnd. Ihre Blicke schweifen durch den großen Saal der staatsbankberlin. Hierhin hat das Musik/Theater-Ensemble leitundlause mit dem Regisseur Matthias Rebstock Kafkas Erzählung in der Version des Komponisten Michael Hirsch verpflanzt (noch einmal heute, 20 Uhr 30).

Zunächst rezitieren die Frauen einige Passagen, verfremden die Sprache, ziehen Silben zusammen. Dann plötzlich bewegt sich etwas in ihnen, bewegen sie sich: Sie lesen gebannt in akrobatischen Stellungen, heben eine Tischplatte von den Beinen, balancieren auf einem Stein. Sie spielen mit Tischtennisbällen und mit Murmeln in Flaschen. Das macht ploppende und kullernde Geräusche, passend zum Sound auf Hirschs Tonband, auf dem auch mit Rauschen, Prasseln und verfremdeten Stimmen gespielt wird.

Zwischen den Frauen jedoch passiert nichts. Jede bleibt bei sich und ihrem Buch. Manchmal sprechen sie zwar gemeinsam, – aber sie lesen ja auch den gleichen Text. Nur löst dieser eben unterschiedliche Stimmungen aus, aber eine Verwandlung allemal: Ein theatrales Plädoyer fürs Lesen. Auch wenn das zum Zuschauen etwas zäh ist und es in seiner emotionalen und akustischen Gleichförmigkeit etwas langatmig wird, Lust auf Lektüre bekommt man an diesem Abend doch: Was hat Franz Kafka in seiner „Beschreibung eines Kampfes“ eigentlich geschrieben?

Cordula Däuper

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