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Leona Lewis (l) als Elena und Hannah Arterton als Taylor im Film "Walking On Sunshine".

© dpa

Herzschmerz-Musical „Walking on Sunshine“: Mädchen für immer

Das Herzschmerz-Musical "Walking on Sunshine" erinnert an die ferne Ära, als Kellner Frauen jeden Alters noch mit "Fräulein" ansprachen. Eine romantische Komödie mit viel Amore, Baci und Canzoni.

Es war einmal eine Zeit, in der italienische Lokale grundsätzlich mit falschen Bogendurchgängen und allerhand amorphen Gipsdekorationen ausgestattet waren, worunter langstielige Kerzen auf bauchigen Korbflaschen stets rot-weiß karierte Tischdecken volltropften. Die Kellner dieser Etablissements sprachen Frauen jeden Alters grundsätzlich mit „Signorina“ an, was gerade solche, die ein „Fräulein“ empört zurückgewiesen hätten, ungemein entzückte. Besonders, wenn die Kellner auch sonst charmant waren, und das waren sie meistens.

An jene fern vergangene Ära erinnert das Herzschmerz-Musical „Walking on Sunshine“, eigentlich eine romantische Komödie mit viel Amore, Baci und Canzoni, die – ganz recht – aus den Achtzigern stammen. Und wenn die Engländerin Taylor bei ihrer Ankunft in Italien schon auf dem Flughafen Madonnas „Holiday“ singt und Touristen, Flugbegleiterinnen, Putzkolonnen und Bodenpersonal einstimmen und dabei genreübliche Chorus Lines bilden, gehört das Mitwippen im Parkett einfach dazu.

Das Regieduo Giwa-Pasquini nimmt sich selbst ein bisschen auf die Schippe

Taylor besucht ihre Schwester Maddie, die kurz vor der Hochzeit mit dem göttergleichen Raf steht – so jedenfalls sieht es die Braut und nicht nur sie, wie sich bald herausstellt: Taylor hatte nämlich bei einem früheren Italien-Aufenthalt auch schon einmal mit Raf getechtelt. Alle aus dieser Konstellation herrührende Konfusionen sind vorhersehbar, und so nimmt die Inszenierung des genreerprobten Regieduos Giwa-Pasquini („Streetdance“, 2010) sich selbst ein bisschen auf die Schippe, was ihr gut bekommt.

Deshalb dürfen auch die Schirme der Marktstände farblich allerliebst mit dem zum Verkauf ausgelegten Obst harmonieren, dürfen die weiß gekleideten Teilnehmer eines Tomatenfestes am Ende des Events splatterfilmähnlich rot triefen und die Sonnenuntergänge am Strand natürlich zum Weinen schön sein.

"Girls Just Wanna Have Fun" - na klar

Und wenn beim Junggesellinnenabschied – na klar: „Girls Just Wanna Have Fun“ – Braut nebst Freundinnen in Korsetts gequetscht und transenmäßig übertrieben geschminkt sind, passt das wunderbar zur Parallelaktion, bei der die „Wild Boys“ den Bräutigam mit unappetitlich wirkendem Silberklebeband an einen Baum fesseln, nackt natürlich. Harmlos das alles, bewusst trashig und voller Anspielungen aufs klassische Hollywood-Musical, mit totalen Aufsichten, Zeitlupen, Wasserballett und Muskelmännern reihenweise. Ein Film für Mädchen jeden Alters.

In sieben Berliner Kinozentren

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