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Kultur: Marianne Rosenberg

Diese Woche auf Platz 18 mit: „Für immer wie heute“

Sagt nicht schon der Titel, was im Grunde jeder Schlager will? Den ach so schönen Augenblick zum Verweilen bringen. Und lassen sich nicht eben deshalb viele Schlager so schön ironisch goutieren – weil sie wie eine Zeitkapsel wirken? Marianne Rosenberg wollte offenbar nicht mehr so bleibenwie sie war. Sie ist erblondet. Das habe eine Menge Vorteile, sagte sie neulich einer Illustrierten. Die Männer seien zuvorkommender und schauten einem beim Reden zur Abwechslung auch mal in die Augen.

Marianne Rosenberg wurde noch als „Fräuleinwunder“ apostrophiert, als ihre Karriere Anfang der Siebzigerjahre begann. Wenn man ihre Lieder hört, generiert die Erinnerung beinah automatisch den Mitklatsch-Sound von Dieter-Thomas Hecks „Hitparade“ hinzu. Unbestätigten Zählungen zufolge handelt es sich hier um ihr 20. oder 21. Best-of-Album. Jedenfalls gibt die Plattenfirma freimütig zu, „Marleen“ werde zum 22. Mal auf einem Rosenberg-Album veröffentlicht. Schlager sind die eine Seite der Marianne Rosenberg. Die andere, dunklere, ist ambitioniert, hat Chansonabende gegeben und mit Blixa Bargeld gearbeitet. Dieser Teil der Platte und der Frau Rosenberg führt zur Zusammenarbeit mit Mousse T., führt zu einem Song wie „Für immer und Dich“, geschrieben von Rio Reiser, eingespielt mit Xavier Naidoo und den Söhnen Mannheims. Dennoch: Hätte sie nicht die Haarfarbe gewechselt, könnte man glauben, Marianne Rosenberg sei im letzten Jahrhundert eingefroren und gerade wieder aufgetaut worden. So unverändert klingt ihre Stimme, so spurlos gehen die Jahre an ihrem Gesicht vorbei. Und an ihren Liedern. Marianne Rosenberg hat sie mit schicken Synthie-Sounds auskleiden lassen. Doch dabei stellt sich ein seltsames Fremdeln ein. „Ich Bin Wie Du“ oder „Lieder Der Nacht“ klingen immer noch nach Partykeller und Erbeer-Bowle.

Ralph Geisenhanslüke

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