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Haudrauf: Bud Spencer als "Plattfuß".

© imago/United Archives

Martensteins Berlinale (3): "Trainspotting" ist auch nicht anders als Bud Spencer

Typen, die kotzen, prügeln und "Fuck" rufen: Warum hat einem das früher mal gefallen? Dafür ist die Berlinale endlich in Berlin angekommen. Eine Kolumne.

Eine Kolumne von Harald Martenstein

Wenn man Filme wiedersieht, die einem vor 20 Jahren sehr gut gefallen haben, dann ist dieses Wiedersehen manchmal peinlich. Jetzt also: die lang erwartete Fortsetzung von „Trainspotting“, super Film, dachte ich damals, 1996, ein lustiger Trip durch die Drogenszene von Edinburgh. Jetzt sind die Typen 40 plus, kotzen in Plastiktüten, verprügeln sich mit Billardstöcken und schlagen gefühlt alle drei Minuten mit der Faust gegen irgendeine Wand, wobei sie laut „Fuck!“ rufen.

Im Grunde ist das der Humor der alten Filme mit Bud Spencer und Terrence Hill, ähnlich vielschichtig wie damals Bud Spencer in „Sie nannten ihn Plattfuß“. Und es gibt, statt Bohnen mit Speck, halt immer Koks. Was für ein Mensch bin ich gewesen, als mir so was gefallen hat, auf welcher Droge war ich da eigentlich? „Trainspotting 2“ ist ein Film, der Angst davor macht, sich noch mal „Trainspotting 1“ anzuschauen.

Bei der Berlinale hat fast immer fast alles wie am Schnürchen geklappt, irgendwie wirkte das Festival dadurch wie ein Fremdkörper in der Stadt. Deshalb hatte ich im vergangenen Jahr angeregt, dass Dieter Kosslick das Management der Flughafenbaustelle übernimmt. In diesem Jahr war beim ersten Besuch im Pressezentrum das Klo wegen Bauarbeiten geschlossen, der Film „The Dinner“ fing erst mit zwölf Minuten Verspätung an, und bei der Pressekonferenz, 14.30 Uhr, begrüßte Richard Gere die Journalisten mit den Worten „Guten Morgen!“. Aber in den Pressemitteilungen heißt es politisch korrekt „Regisseur*innen“ und „Produzent*innen“, das funktioniert. Die Integration der Berlinale in die Berliner politische Landschaft ist endlich gelungen.

Ach, Fuck Gettysburg ...

In „The Dinner“ habe ich erst mal nicht durchgeblickt. Der Film lief und lief, und ich fragte mich die ganze Zeit, worum es überhaupt geht, dauernd Rückblenden, dauernd Andeutungen, später minutenlang ein Exkurs über die Schlacht von Gettysburg anno 1863, warum, wissen die Götter. Ich hätte am liebsten „Fuck Gettysburg!“ gerufen und mit der Faust auf den Sessel gehauen. In genau diesem Moment rief ein Hauptdarsteller „Fuck Google!“.

Nach einer Stunde wurde der Film immer besser, meistens ist es ja umgekehrt. Richard Gere spielte einen Congressman. In der Pressekonferenz betonte er mehrfach, wie sehr er gegen Trump ist. Das sollte man auch mal bei den Pressekonferenzen zum Flughafen probieren. Eröffnung wieder verschoben, aber alle Manager*innen sind termingerecht gegen Donald Trump.

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