zum Hauptinhalt
Seit Jahrzehnten dauert ihre Freundschaft schon. 

© Foto: Yoshie Kuwayama

Martha Argerich und Mischa Maisky: Zwei, die sich blind vertrauen

Sie spielen nur für sich, aber 2500 Menschen dürfen zuhören: Pianistin Martha Argerich und Cellist Mischa Maisky begeistert in der Philharmonie

Die Philharmonie ist so ausverkauft, wie sie nur sein kann. Selbst bei den Podiumsplätzen, hinten auf der Bühne, wo sonst der Chor sitzt, wurden zusätzliche Bänke aufgestellt. Zwei Legenden treten am Donnerstag auf, Martha Argerich, seit 1949 als Pianistin aktiv, und Mischa Maisky, der 1965 debütiert hat. Sonaten von Beethoven, Chopin und Debussy stehen auf dem Programm, aber sie hätten an diesem Abend auch Czerny-Etüden spielen können oder ein Potpourri europäischer Nationalhymnen, und die Leute wären herbeigeströmt.

Hier ist höchste Konzentration gefordert

Wie sich die beiden sofort in kammermusikalische Konzentration versenken, ist fürs Auditorium eine Herausforderung, das kann man spüren. Irgendwann haben die Zuhörenden dann nachgezogen, lauschen mucksmäuschenstill – zwischen den Sätzen aber entlädt sich die Anspannung dann umso heftiger in einem Räusper- und Hustenorkan.

Beethovens Opus 5, Nr. 2 klingt gar nicht so sehr nach charakteristischem Beethoven, bei Debussys Sonate ist es ähnlich. Altmeisterlich wirken die Interpretationen, stark vergeistigt. Die vom Cellisten betörend schön und schlicht ausgesungene Melodie im langsame Chopin- Satz wird zum Höhepunkt.

Jubel umhüllt Martha Argerich und Mischa Maisky nach jedem Werk, Dankbarkeit strömt aus den Weinbergen der Scharounschen Philharmonie hinunter auf die Spielfläche. Die Art, wie die Pianistin und der Cellist miteinander kommunizieren, man mag magisch nennen: Absolut privat spielen sie, in gelöster Intimität, als wären nicht 2500 Augenpaare auf sie gerichtet. So groß ist ihre Vertrautheit, dass sie mit dem Rücken zueinander sitzen: Wer sich spürt, braucht keinen direkten Augenkontakt.

An Ovids Ehepaar Philemon und Baucis erinnern Argerich und Maisky: Gastfreundlich nehmen sie die Zuhörer:innen auf, bewirten sie mit dem, was sie haben. Möge ihnen dafür von den Göttern noch ein langes, glückliches Künstlerleben gewährt werden.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false