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Kultur: Masken auf Krücken

KUNST

Einmal mehr präsentiert das Haus am Waldsee einen fast vergessenen Klassiker der deutschen Nachkriegsmoderne und ermöglicht damit eine Wiederbegegnung mit Heinz Trökes , der hier vor knapp fünfzig Jahren seine erste Einzelausstellung hatte (bis 23. Februar). Die Retrospektive unter dem Titel „ Über dem Realen “ hat ihren Schwerpunkt beim surrealen Frühwerk des Malers, der von den Nationalsozialisten mit Mal- und Ausstellungsverbot belegt worden war. Wie andere Vertreter des „Nachkriegssurrealismus“ setzte er der aus den Fugen geratenen Welt einen leicht skurrilen Malstil entgegen, der einen weiten Spielraum für Assoziationen bietet. Menschenleere Scherbenlandschaften, fratzenhaft verzerrte Masken auf Krücken, wuchernde Strukturen beschwören eine düstere Grundstimmung, die der bizarren Wirklichkeit der Berliner Trümmerlandschaft entsprach. Bis zu seinem Tod blieb der Maler ein Suchender und Weltenbummler. Mit rastloser Neugier und kreativer Unruhe ließ er sich von Künstlern wie Paul Klee und Max Ernst sowie von fremden Kulturen inspirieren. Nach einer frühen Begegnung mit Kandinsky pflegte er in Paris Kontakte zu den Surrealisten und der Ecole de Paris. Mit ihren 170 Ölbildern, Zeichnungen, Druckgrafiken und Dokumenten gibt die Werkschau einen großzügigen Überblick über sein breit gefächertes Spektrum, das aus heutiger Sicht fast postmodern anmutet. Trökes brauchte das „Experiment und das schwankende Hin und Her“, wie er einmal sagte. So scheute er sich nicht bei Bildern wie „Paris by night“ die heitere Formensprache Joan Mirós anzuwenden. Der spielerische Stilwandel war beeinflusst von Aufenthalten in Paris, Hamburg, Ägina, Asien, Afrika und Südamerika.

Petra Schröck

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