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Max Raabe und das Palastorchester

© Marcus Höhn/universal

Max Raabe und das Palastorchester: Die Blicke funken, Marie

Bei ihrer neuen Show "Eine Nacht in Berlin" im Admiralspalast gelingt es Max Raabe und dem Palastorchester wieder, den Geist der Zwanziger Jahre zu beschwören.

Ein wenig flau ist das Magengefühl schon auf dem Weg zur Hauptstadt-Premiere von Max Raabes neuem Programm „Eine Nacht in Berlin“. Wird er an diesem und den folgenden Abenden bis zum 15. März auf Autopilot schalten und mit seinem Palastorchester einfach die Nummernfolge seiner aktuellen DVD abspulen? Bereits im vergangenen Mai wurde die aufgezeichnet, am 28. November im Doppelpack mit einer CD veröffentlicht und sogar schon im Fernsehen gezeigt.
Unter Glockenschlägen und instrumentalem Tremolo öffnet sich der Vorhang des Admiralspalastes. „Marie Marie“ ist die erste Nummer, einer dieser witzig- wortspielerischen Schlager aus der Endphase der Weimarer Republik, die Raabe- Fans so lieben. „Am Fenster vis-à-vis“ sieht der sehnsüchtige Sänger das Objekt seiner Begierde: „die Blicke Funken, Marie – doch weiter kommen wir nie“.
Schön altmodisch geht es weiter, mit Trouvaillen wie Walter Jurmanns frivolem „Ich frag’ Madame, wann kommen wir zusamm’“ oder Erich Plessows „Frauen sind so schön, wenn sie lieben“, auf einen Text von Bruno Balz, in einem ganz besonders eleganten Arrangement, an dessen Ende Cecilia Crisafullis Geige süß schmelzend in die Oberterz aufsteigt, bevor sich die Klarinette das letzte Wort herausnimmt, die melodische Phrase dann aber doch offenlässt, sodass Schlagzeuger Vincent Riewe die Nummer mit einem martinitrockenen Beckenschlag beenden muss.

Der Fundus an Stücken, den sich das Palastorchester seit 1986 erarbeitet hat, ist so groß, dass sich damit eine kaum noch messbare Zahl von Programmabfolgen gestalten lässt. Wenn das Dutzend Musiker und ihr Sänger Lust auf Abwechslung haben. Am Mittwoch jedenfalls unterscheidet sich die Songauswahl maximal von der auf der DVD. Ebenso vermeidet es Max Raabe, auch nur eine einzige Pointe aus der Konserve live wiederzuverwenden. Aber er hat alternative, nicht minder pointensichere Conferencen parat: Bei Bekanntschaften, näselt er auf die altvertraute, lakonische Art ins Ständermikrofon, frage man sich ja manchmal, warum man sich nicht schon früher getroffen habe und wo dieser Mensch denn eigentlich bisher gewesen sei. Bei anderen, warum er dort nicht habe bleiben können.
Alterslos wirkt dieser Mann da vorn im Scheinwerferkegel, zumindest vom Rang aus betrachtet. Und auch an seinem vokalen Apparat scheint die Zeit spurlos vorbeigegangen zu sein. Tadellos wie der Anzug sitzt der Bariton, schmiegt sich souverän den weichen Linien der Melodieführung an, unter geschmackssicherer Verwendung der Kopfstimme.
Pur ist das, was während der Show um ihn herum geschieht, man könnte auch sagen poor, denn im Gegensatz zu früheren Programmen gibt es weder Bühnenbild noch Requisiten oder gar Tänzerinnen. Um so detailverliebter haben die Lichtdesigner Dirk Lehmann und Ronny Sennewald gearbeitet: Kobaltblau, rot und violett leuchtet der Hintergrund, mal fallen die Schatten schräg, mal spielt die Band im Dämmerschein, mal im hellen Schein der Metropole. Im Übrigen aber ist alles so wie früher.
Admiralspalast, bis 15. März.

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