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Kultur: Mazedonien-Einsatz: Die Union lobt General Kujat - zum Ärger von Rot-Grün

Ein alter Soldat scheut den Kugelhagel nicht. Aber was auf Harald Kujat niedergeht, heißt im Militärjargon "friendly fire" und gilt eigentlich als Kunstfehler: Der Generalinspekteur der Bundeswehr wird vom politischen Gegner gelobt - und aus den eigenen Reihen unter Feuer genommen.

Von Robert Birnbaum

Ein alter Soldat scheut den Kugelhagel nicht. Aber was auf Harald Kujat niedergeht, heißt im Militärjargon "friendly fire" und gilt eigentlich als Kunstfehler: Der Generalinspekteur der Bundeswehr wird vom politischen Gegner gelobt - und aus den eigenen Reihen unter Feuer genommen. Denn Kujat hat mehrfach offen ausgesprochen - und ein Mal ist das, gegen seinen Willen, auch öffentlich geworden -, dass die Bundeswehr einem dritten Balkan-Einsatz gar nicht gewachsen wäre. Jedenfalls keinem, der deutlich länger dauern würde als 30 Tage.

Diese Analyse ihres obersten Militärs passt Rot-Grün gerade gar nicht ins Konzept. Der Mann, zürnen führende Koalitionsköpfe, solle sich um seinen Kram kümmern, statt quer zu schießen. Der Union passt die Warnung um so mehr, sieht sie doch durch Kujats Worte ihre Klage bestätigt, dass die Bundeswehr unterfinanziert sei. Eine generelle Einschätzung, der Kujat, als er unlängst mit den Wehrexperten der Union beisammen saß, keineswegs widersprochen hat.

Nun hadert Kujat schon länger mit der Beschneidung des Wehretats. Formell ist der Generalinspekteur nur oberster Berater der Regierung in Militärfragen, also politischer Beamter. Faktisch ist Kujat weit mehr. Schon als Rudolf Scharpings Planungschef hat er die Bundeswehrreform entworfen, die er seit Juni 2001 im neuen Posten umsetzen muss. Kujat weiß genau, warum er über eine fehlende Anschub-Finanzierung für die Reform klagt. Mehrfach deutete er an, dass er den Bettel hinwirft, wenn dieses sein Projekt am Geldmangel zu scheitern droht.

Die Warnung, dass die Bundeswehr einen dritten Balkan-Großeinsatz weder personell noch inhaltlich verkraftet, folgt dieser Linie. Beliebt macht er sich damit nicht: "Ich hätte den entlassen", wütet ein SPD-Spitzenmann. Als der General am Freitag im Bundestag seinem Minister ein Papier überreichte, schwirrte prompt das Gerücht durch den Reichstag, das sei ja wohl Kujats Rücktrittsersuchen. Es war es nicht. Schließlich hat Scharping gerade erst intern verkündet: "Sie glauben doch nicht, dass ich Kujat fallen lasse!"

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