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Kultur: Mehr als eine Insel im Meer

Malta ist ein idealer Mittler zwischen den Kulturen / Von Joe Friggieri

Utopien dürfen nicht als freie Fantasien verstanden werden. Sie können nur aus einer Politik heraus entworfen werden, die Kultur mit authentischen sozialen Gegebenheiten und nationalen, regionalen und globalen Dimensionen verbindet, um radikale Veränderungen und Reformen anzustoßen. Wir in Malta wollen das tun. Dazu werden Künstler, Schriftsteller und Intellektuelle dringend benötigt. Sie sollten das Spirituelle und das Poetische neu definieren und mit politischer Währung und Bedeutung füllen.

Das Konzept einer europäischmediterranen Partnerschaft bestimmt zum Großteil Maltas Außenpolitik. Aus der Dimension eines größeren Europas betrachtet, ist Malta in einer idealen Position, um einen Beitrag dazu zu leisten, die Faktoren zu verstehen, die Nord und Süd trennen und die auch dem Nahost-Konflikt zu Grunde liegen. Maltas Status der politischen Neutralität hat deshalb große Bedeutung.

Malta hat seinen Teil zur Lösung des Problems der displaced immigrants geleistet, die aus Afrika, Osteuropa und dem Mittleren Osten strömen. Also kann es die Not der Asylsuchenden verstehen, die um ihr Leben rennen und nach einem sicheren Ort zum Leben suchen. Die Bildungsinstitutionen haben, zusammen mit dem Ministerium für Soziales und mit dem „Malta Council“ für Kultur und Künste, das Recht der displaced persons anerkannt, eigene kulturelle Programme zu entwickeln.

Eine Reihe von Kunst-, Musik- und Theater-Workshops wurde für Asylantenkinder und Waisen aus Äthiopien, Eritrea, Malawi, Sudan, Liberia, Sierra Leone, Bosnien, Moldawien, Palästina und Irak ins Leben gerufen. Der kleine Insel-Staat Malta ist sich auch bewusst, dass der von Samuel Huntington beschworene „Kampf der Kulturen“ einen besonders kritischen Punkt erreicht hat und dass eine Verpflichtung besteht, nach Lösungen zu suchen.

Dies geht zurück auf ein im November 1995 in Toledo beschlossenes Papier. Es schlägt vor, kreative Köpfe aus allen kulturellen und religiösen Kreisen zusammenzubringen, um finanziert von der europäischen Union nach Grundlagen für Frieden und Harmonie zu forschen. Malta wäre der ideale Ort für solch ein Ideen-Forschungs-Zentrum. Ein Zentrum für einen multi-religiösen, kulturell-spirituellen Dialog in einem europäisch-mediterranen Kontext könnte neue Hoffnung in eine unruhige Region bringen.

Neben der Idee zur Gründung eines multi-religiösen Zentrums hat Malta Vorschläge bezüglich eines neuen politischen Rahmens im mediterranen Raum gemacht. Sie sind im Programm „Größeres Europa – Nachbarschaftspolitik“ zu finden, das 2003 von der Europäischen Kommission veröffentlicht wurde und zentrale Elemente von Maltas Außenpolitik vorstellt.

Zum einen sollte eine Agentur gegründet werden, die jene Ressourcen im Mittelmeer verwaltet, die außerhalb der nationalen Rechtssprechung liegen. Außerdem sollte ein europäisch-mediterranes parlamentarisches Forum eingerichtet werden: Es könnte zu einer Versammlung werden, die Kooperationen zwischen benachbarten Rechtssystemen anregt. Und drittens müsste eine europäisch-mediterrane Investitionsstruktur aufgebaut werden.

Neben einer Mediterranen Stiftung für den Dialog der Kulturen, die Malta gerne beherbergen und für die es einen Palast in Valletta bereitstellen würde, gilt es schließlich, ein „Common Sea Heritage Management System“ aufzubauen. Mit Nicht-EU-Staaten als Partner könnte es sich um den Schutz von Unterwasser-Ressourcen und des empfindlichen, gefährdeten Okösystems Mittelmeer kümmern. Zu seinen vornehmsten Aufgaben gehörte die Sorge um Flüchtlinge, die über das Mittelmeer ins neue Europa kommen.

Aus dem Englischen von Nikola Richter.

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